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HfK-Summer School „Beyond Repair“

Live dabei in Venedig – Eindrücke der HfK-Summer School „Beyond Repair“

Am letzten Tag der HfK-Summer School stand es noch einmal allen Student*innen frei, zu tun, was er oder sie wollte. Einige besuchten noch einmal das Biennale-Gelände, andere erkundeten Venedig, manche nahmen am Workshop zum Thema „Ruinöse Kunst“ von Ayreen Anastas und Rene Gabri teil.
Arrivederci, Venezia!

Fotos 1, 2 & 5 © Jonathan Tschaikowski, Fotos 3,4 6, 7 & 8 © Bojana Petkovic

Mit Prof. Dr. Martin Schulz besuchen die Student*innen den Litauischen Pavillon, diesjähriger Gewinner des „Goldenen Löwen“, sowie das Arsenal, den ehemaligen Flottenstützpunkt der mittelalterlichen Republik Venedig. Eine immense Flut an Eindrücken, die verarbeitet sein wollen. Morgen dann schon der letzte Tag der HfK-Summer.

Fotos © Bojana Petkovic

Die dritte Gruppe der HfK-Summer School verbringt ihren ersten Tag auf der Biennale. Die unterschiedlichen Länder-Pavillons wirken sehr inspirierend. Austausch mit Prof. Natascha Süder Happelmann und Dr. Mona Schieren zu den den Konzepten der besuchten Pavillons.

Fotos © Bojana Petkovic

Dr. Mona Schieren und Daniela Reina halten ihren Workskop „bodyresonanceresonantbody“ ab, die Studierenden erfahren viel über theoretische Konzepte der „Körperpraktiken“. Das Bewusstsein für den eigenen Körper kann durch Tanz und Bewegung aktiviert und erforscht werden. Diesem Experiment gehen die Studierenden nach. Außerdem werden ausgewählt Biennale-Projekte im Kontext der Pavillons besprochen.

Fotos © Bojana Petkovic

Am heutigen Tag findet für Gruppe Nr. 3 ein Workshop mit Ashkan Sepahvand statt. Unterwegs auf den Kanälen, außerdem Einführung in den Deutschen Pavillon („Ankersentrum“) durch Prof. Natascha Sadr Haghighian.

Fotos 1, 2 & 4 © Bojana Petkovic, Foto 3 © June C

Gruppe Nr. 3, „Individuum/Körper(-praktiken),“ nimmt in der letzten Woche der Summer School ihre Arbeit auf. Der Großteil besucht die wunderschöne Insel Le Vignole, wo eine Lesung/Performance von Egan Chan und Stefan Pente auf dem Programm stehen. Anschließend Talk/Performance mit Ashkan Sepahvand. Nach einem großartigen Essen mit venezianischem Wein gibt es noch Radio Angrezis Abschiedsparty.

Fotos © Bojana Petkovic

Heute is schon wieder der letzte Tag der Summer School für einige von uns. Wir besuchen mit Nida Ghouse die Ausstellung. Die Student*innen, die nun bald abreisen, konnten eine Menge an Inspirationen sammeln. Heute noch einmal viele theoretische Gespräche und Vorträge. Radio Angrezi sendet eine improvisierte Jamsession.

Fotos 1 & 5 © Sophie Seidlitz, Fotos 2 bis 4 © @isalisadieda

Manche der Studierenden besuchen erneut das Festival-Gelände der Biennale, andere machen mit beim zweiten Teil des Talks mit Sami Khatib. Anschließend Besuch im Nono-Archiv, bei dem Nuria Schönberg Nono uns begleitet. Ab 22:30 Uhr sendet Radio Angrezi einen Gesprächsbeitrag über die Venedig-Biennale.

Foto 1 © Sophie Seidlitz, Fotos 2 bis 6 © Nils Oswald – Video zu „Klangexperimenten“ © Sophie Seidlitz

Der heutige Mittwoch begann mit einem weiteren Workshop, dieses Mal zu „primitiver Akkumulation“ durch Sami Khatib. Anschließend erneute Exkursion. Besuch des „Ankersentrums“, zusammen mit Natascha Süder Happelmann.

Umzug auf die Insel La Vignole. Manche experimentieren mit den verrückten Klanglandschaften im Gebäude. Vorbereiten auf die Musik von Elnaz an diesem Abend.

Auch Radio Angrezi schafft es, seine Probleme mit dem Internet zu lösen und ist nun wieder zurück auf Sendung.

Fotos © Sophie Seidlitz

Am heutigen siebten Tag fand ein Workshop mith Avery Gordon statt, der sich in eine ganztägige Diskussion verwandelt hat: Thema „Plantations and Prisons“. Anschließend Konzert von Jessica Ekomane, Tisha Mukarji und Elnaz Seyedi (kuratiert von Manuela Benetton) am Abend im venezianischen Konservatorium Musica Benedetto Marcello.

Foto 1 © Nils Oswald, Foto 2 © @isalisadieda, Foto 3 © Sophie Seidlitz

Die zweite Gruppe ist angekommen. Prof. Andreas Müller und die Studierenden der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe sind auf dem Weg zurück nach Deutschland – Danke für eine tolle Zeit! Student*innen der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig sind nun die nächsten Tage hier in Esperienza Pepe für eine gemeinsame Gruppe mit dem Titel „Akkumulation“. Herzlich Willkommen!
 

Avery Gordon („The Plantation and the Prison“) und Nida Ghouse („Open Denial of the False Belief of a Disenchanted Modernity through the Testimony of Blackness as Criminality, Presented to the Miserable and Pitiful Free World in Memory of its Error“) referieren, anschließend Gespräch mit Jean-René Bilongo, Alessandro Dessi, Marco Omizzolo and David Jassey, Aino Korvensyrjä and Rex Osa (cultureofdeportation.org). Nach einem tollen Abendessen in unserem Quartier Esperienza Pepe beschließen wir den Tag mit einer Präsentation durch Aymen Gharbi.

Fotos 1 bis 4 © Stephan Thierbach, Foto 5 © Carla Warneboldt

„Mens sana in corpore sano“, vielen geläufig als das frei übersetzte „Nur in einem gesunden Körper wohnt ein gesunder Geist“, gilt auch für all unsere HfK-Student*innen bei der Summer School in Venedig. Wer viel wissenschaftlichen Input aufnimmt, darf auch das tägliche Workout nicht vergessen.

Veranstaltungsort der Summer School Esperienza Pepe © Carla Warneboldt

Wie entstehen Ruinen, wo findet man sie, und können ausschließlich Gebäude Ruinen sein? Prof. Ingo Vetter hält zu diesem Thema einen Vortrag und ermutigt die Studierenden, einige fotografische Antworten darauf auf dem Lido zu finden und diese am Abend zur Diskussion zu stellen.

Andere aus der Gruppe verbringen ihren freien Sonntag damit, auf der nahen Insel Le Vignole dabei zu helfen, für die nächste Gruppe der Summer School eine Solar-Dusche vorzubereiten. Ein herzliches Willkommen unseren Neuankömmlingen! :-)

Fotos 1 & 5 © Stephan Thierbach, Fotos 2 bis 4 © Carla Warneboldt/Leonard Puhl

An diesem Tag steht der Besuch des mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnete Pavillons aus Litauen auf dem Programm: „Sun & Sea (Marina)“. Volle zwei Stunden Wartezeit, um den Pavillon betreten zu können! Aber es lohnt sich …
 

Prof. Asli Serbest und Mona Mahall diskutieren mit den Studierenden die Perspektive des Ruinösen, bezogen auf die gesamte Biennale. Hyunjin Kim, Kurator des koreanischen Pavillons, in diesem Jahr gibt eine Einführung in diesen.
 

Abseits des eigentlichen Biennale-Programms finden HfK-Student*innen Zeit, sich eine Vorführung von „IUVENTA“ anzuschauen, der Dokumentation über das Seenotrettungsprojekt. „Ein Akt der Menschlichkeit“: Der Untertitel ist Programm.

Fotos 1 & 2 © Carla Warneboldt, Fotos 3 bis 5 © Stephan Thierbach

Im Gespräch mit Angela Mengoni von der Kunsthochschule Università Iuav di Venezia, die Einblicke in die Intervention von Carlo Scarpa in einem venezianischen Palast aus dem 15. Jahrhundert gibt. Die Student*innen verbringen mit diesem Input Zeit in Venedig, sichten die typische Architektur und kommen am Abend zum Radio-Angrezi-Listening zusammen.

Fotos 1 bis 4 © Stephan Thierbach, Fotos 5 & 6 © Carla Warneboldt

Erster Besuch des „Ankersentrums“ (Deutscher Pavillon). Einführung, Listening Sessions und Diskussion mit Prof. Natascha Sadr Haghighian. Andreas Müller von der HfG Karlsruhe gibt Einblicke in die Architektur der verschiedenen Länder-Pavillons.

Fotos 1, 2 & 5 © Stephan Thierbach, Fotos 3 & 4 © Carla Warneboldt

Einführung der Studierenden der vier teilnehmenden Hochschulen in den Veranstaltungsort Esperienza Pepe und die umliegende Umgebung der Biennale Urbana. Das weitere Programm wird besprochen, Radio Angrezi berichtet bis zum 22. Juni täglich ab 22:30 Uhr.

Student*innen der HfK Bremen, der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe, der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig und der Università Iuav di Venezia bei einem Vortrag von Prof. Natascha Sadr Haghighian © Carla Warneboldt

Fotos 1 bis 4 © Carla Warneboldt, Foto 5 © Stephan Thierbach

Summer School „Beyond Repair“ der Hochschule der Künste Bremen auf der Kunstbiennale in Venedig

Die HfK Bremen nimmt die Biennale di Venezia-Teilnahme ihrer Professorin Natascha Sadr Haghighian, Professorin für Bildhauerei, zum Anlass, eine Summer School vor Ort mit Seminaren, Inputs, Walks und Performances abzuhalten. „Beyond Repair“, so der Titel der Summer School, findet vom 12. bis 28. Juni statt und gibt drei Studierenden-Gruppen die Gelegenheit, zum Thema „Ruinöse Räume“ zu arbeiten.

Die Hochschule für Künste Bremen sieht sich mit ihrer Lehre an der Schnittstelle zwischen interdisziplinärem und forschendem Ansatz, sie arbeitet fachbereichsübergreifend und über gesteckte Disziplingrenzen hinweg. Die Summer School „Beyond Repair“, die von der HfK-Professorin Natascha Sadr Haghighian und von Ernest Ah organisiert wird, ist eine internationale Kooperation mit drei anderen (Kunst-)Hochschulen. Die Biennale wird auf diese Weise nach Bremen und in die HfK zurückgespielt.

Den 60 HfK-Studierenden und Professor*innen aus den beiden Bereichen Kunst und Design sowie Musik schließen sich weitere Gruppen von der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe, der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig und der Università Iuav di Venezia an. Veranstaltungsort wird neben dem Deutschen Pavillon das Gelände Esperienza Pepe auf dem Lido sein.

Ausgangspunkt der Summer School ist die Gestaltung des Deutschen Pavillon in den Giardini. Die Installation trennt eine Seite, das Innen – karg, trist, voller Felsbrocken und mit aus der Wand des Dammes sickernden Rinnsalen –, von der anderen Seite, dem Außen. Dieses wird dominiert von provisorisch wirkenden Baugerüsten, Gemüsekisten, Trillerpfeifenmusik aus Lautsprechern. Das Statement: Die Festung Europa kapselt sich ab und sperrt Fremdes aus – und wird zum „Ruinösen Raum“.

Das Programm der Summer School thematisiert am historischen Ort Venedig die Vergänglichkeit. „Das Studienprogramm ‚Beyond Repair‘ hat drei Teile, die darauf angelegt sind, den historischen Kontext und den konzeptuellen Rahmen verschiedener ruinöser Räume und Konzepte zu untersuchen, Verbindungen und Resonanzen zwischen ihnen zu verstehen und ihre scheinbare Unveränderbarkeit und natürliche Gegebenheit in Frage zu stellen. Es geht um die Trauer über das, was nicht repariert werden kann, und zugleich darum, Strategien des Überlebens, temporäre widerständige Formationen und unvorhergesehene Nutzungen ruinöser Räume zu betrachten, zu entwerfen, zu praktizieren.“

Aus dem Programm:
Die drei Gruppen bekommen jeweils im „Ankersentrum“ (Deutscher Pavillon) eine Einführung durch die Künstler*in, die für die Arbeit in Venedig unter dem Namen Natascha Süder Happelmann auftritt.

In der Zeit vom 12. bis zum 18. Juni wird eine Gruppe zum Thema „Architektur“ aktiv sein. Andreas Müller von der Kooperative für Darstellungspolitik nimmt die Studierenden mit auf den Weg durch die Giardini; dort werden die anderen Länder-Pavillons angeschaut und die verschiedenen Baustile und „Elemente als nationale Narrative“ miteinander verglichen. Asli Serbest (HfK-Professorin für Temporäre Bauten) und die Künstlerin Mona Mahall erforschen die derzeitigen baulichen Zustände der Pavillons als Sinnbilder von Ruinen. Ingo Vetter (HfK-Professor für Bildhauerei mit klassischen Werkstoffen) betrachtet mit den Studierenden verlassene Gebäude in der Umgebung des Esperienza Pepe und äußert Gedanken zum Verfall ganzer Viertel und Städte, wie beispielsweise in Detroit durch den Niedergang der amerikanischen Automobilindustrie. 
Die Gruppe „Akkumulation“ (17. bis 23. Juni) analysiert unter anderem mit Sami Khatib von der Freien Universität Berlin die zugrundeliegende Verbindung zwischen Kapitalismus, Kolonialismus und Imperialismus nach Rosa Luxemburg und Karl Marx. Avery Gordon (Professorin der Soziologie an der University of California, Santa Barbara) hält einen Vortrag mit anschließendem Workshop zum Thema „The Plantation and the Prison“. Gordon geht dabei ein auf die im Vorfeld vom Deutschen Pavillon veröffentlichten Videos der Künstler*in Natascha Süder Happelmann, die Anonymität und Individualität gegenüberstellen.
Die abschließende Gruppe „Individuum/Körper(-praktiken)“ (22. bis 28. Juni) verbindet einen Vortrag von Stefan Pente (HfK-Professor für Bildhauerei) zur „Verwendung von weißem Marmor in der Bildhauerei und dessen Einfluss auf ein idealisiertes Bild von Schönheit seit der Antike“ mit einem Workshop. Ashkan Sepahvand (HfK-Lehrbeauftragter im Bereich Artistic Research) bietet der Gruppe ein Seminar zur Vergänglichkeit des Körpers an, das seinen Höhepunkt in einem „geführten Todesritual“ finden wird. Mona Schieren (HfK-Dozentin für Theorie und Geschichte der Kunst) erarbeitet in einem weiteren Seminar mit den beteiligten Student*innen die theoretischen Konzepte einer „Körperresonanz“ (Atmung, Bewegung) und wendet diese auf ausgewählte Projekte der Biennale-Pavillons an.

5. Juni 2019

Fotograf Jasper Kettner gibt Einblicke in das von Professorin Süder Happelmann gestaltete Innere des Deutschen Pavillons

Deutscher Pavillon © Jasper Kettner

Die Frankfurter Allgemeine, die Süddeutsche Zeitung und andere Medien berichten über den Deutschen Pavillon und Natascha Süder Happelmann.

Videos mit Reden von Bundesaußenminister Heiko Maas, vom Präsidenten des Institus für Auslandsbeziehungen Ulrich Raulff, von der Kuratorin Franciska Zólyom und der Sprecherin von Natascha Süder Happelmann, Helene Duldung

Die Hochschule für Künste Bremen ist nicht nur durch die bespielende Künstler*in des Deutschen Pavillons Teil der 58. Kunstbiennale in Venedig. Hier gibt es einen persönlichen Eindruck von der Eröffnung am vergangenen Freitag, 10. Mai.

Rede zur Eröffnung des Deutschen Pavillons durch Bundesaußenminister Heiko Maas, 10. Mai
2019, Biennale di Venezia © Roland Lambrette

Rede zur Eröffnung des Deutschen Pavillons durch Ulrich Raulff, Präsident des Instituts für Auslandsbeziehungen (ifa), 10. Mai 2019, Biennale di Venezia © Roland Lambrette

Rede zur Eröffnung des Deutschen Pavillons durch Franciska Zóylom, Kuratorin des Deutschen Pavillons, 10. Mai 2019, Biennale di Venezia © Roland Lambrette

Rede zur Eröffnung des Deutschen Pavillons durch Helene Duldung, Sprecherin der bespielenden Künstler*in Natascha Süder Happelmann, 10. Mai 2019, Biennale di Venezia © Roland Lambrette

Fotos der Eröffnung des Deutschen Pavillons – in Beisein von Außenminister Heiko Maas – mit Künstler*in Natascha Süder Happelmann, Kuratorin Franciska Zólyom und Sprecherin Helene Duldung, 10. Mai 2019 © Jasper Kettner

Zahlreiche Medien berichteten am Wochenende über die Eröffnung der Biennale und des Deutschen Pavillons mit Natascha Süder Happelmann, unter anderem:

  • Kunstforum International „Biennale venedig: Deutscher Pavillon als ,Ankersentrum‘ heute in den Giardini eröffnet“
  • Monopol „Entgrenzung als Programm – Deutscher Pavillon in Venedig eröffnet“
  • taz „Die Spur des Schiffs“
  • Weser-Kurier „Staudamm mit Musik“

„Alternative Perspektiven statt alternative Fakten“ – Deutschlandfunk Kultur zur Eröffnung des Deutschen Pavillons

Foto: Ankersentrum Deutscher Pavillon 2019 © Jasper Kettner

Bevor die Biennale in Venedig für das Publikum öffnet, dürfen Journalisten schon mal einen Blick auf die Ausstellung werfen. Die „Deutschlandfunk Kultur“-Reporterin Claudia Wheeler über den deutschen Pavillon, das Biennale-Motto und einen Kurator, der Künstlern ihre Freiheit lässt.
„May You Live in Interesting Times“: „Mögest Du in interessanten Zeiten leben“ ist das Motto der Kunstbiennale von Venedig [...] Zum Weiterlesen hier.

Den vollständigen Podcast zum Beitrag „Stein auf dem Kopf – Erste Eindrücke von der Biennale“ kann man hier hören.

Drittes Video der bespielenden Künstler*in Natascha Süder Happelmann, Preview des Deutschen Pavillons am 8. Mai 2019 in Venedig:

In Zusammenarbeit mit Susanne Sachsse, Jessica Ekomane, Maurice Louca, DJ Marfox, Jako Maron, Tisha Mukarji, Elnaz Seyedi, Kooperative für Darstellungspolitik, Maziyar Pahlevan, Sina Ahmadi, Jasper Kettner u. v. a. Kuratiert von Franciska Zólyom

Venedig, 8.5.2019 – Manche Räume sind schon bei ihrer Entstehung Ruinen und daher irreparabel. Aber können Ruinen auch dauerhaft Schaden anrichten, also anhaltend ruinös sein? Die Künstler*in Natascha Süder Happelmann und ihre persönliche Sprecherin Helene Duldung, die schon zur ersten Pressekonferenz des Pavillons im Oktober 2018 gemeinsam in Erscheinung traten, übergeben den künstlerischen Beitrag anlässlich der 58. Internationalen Kunstausstellung der Biennale di Venezia der Öffentlichkeit: Der Deutsche Pavillon wird für die Laufzeit der Biennale zum ›Ankersentrum‹ erklärt. Auf der Suche nach den unsteten Formen und Möglichkeiten von Überleben, Widerstand und Solidarität werden immer wieder auch Ruinen in Beschlag genommen, umgewidmet, umgebaut, bewohnt. Dabei ist die Ruine selbst weniger von Bedeutung, ihre Aneignung umso dringlicher. Das Ankersentrum besteht aus einer raumgreifenden Installation, die mit ihren baulichen, skulpturalen und klanglichen Elementen den Raum des Deutschen Pavillons für eine unmittelbare somatische Erfahrung öffnet.

Drittes Video der bespielenden Künstler*in Natascha Süder Happelmann, Preview des Deutschen Pavillons am 8. Mai 2019 in Venedig:

Sechs Musiker*innen und Komponist*innen aus unterschiedlichen musikalischen Traditionen und Genres haben eigens für die Klanginstallation tribute to whistle Beiträge geschaffen. Das maßgebliche Instrument ist die Trillerpfeife, deren durchdringender Klang zu vielfältigen Rhythmen und Sounds verarbeitet ist. Die sechs Klangbeiträge für jeweils acht Kanäle erklingen über 48 Lautsprecher, die in einer Gerüststruktur angeordnet sind. Sie sind in sich ständig verschiebenden Konstellationen zu hören. Dadurch und durch die Bewegung der Besucher*innen im Raum entstehen sich verändernde Klangräume.Gleichzeitig mit der Eröffnung des Ankersentrums wird auf der Webseite www.deutscher-pavillon.de und in den sozialen Medien das dritte und letzte Video von Natascha Süder Happelmann veröffentlicht. Nachden zwei vorangegangenen Videos beschließt es die Trilogie, die den Weg zum Ankersentrum markierte. Unkommentiert bezeugt und verknüpft sie Orte wie die Ankerzentren in Bayern, Tomatenplantagen in Apulien und ein Rettungsschiff im Zollhafen von Trapani.

Als wesentlicher Bestandteil des künstlerischen Beitrags erscheint die von Maziyar Pahlevan gestaltete Publikation Ankersentrum (surviving in the ruinous ruin) bei Archive Books. Sie enthält Gedichte, Zeichnungen, Fotografien und Texte von Natascha Süder Happelmann, Nida Ghouse, Franciska Zólyom, Helene Duldung, Rheim Alkadhi, Aino Korvensyrjä, David Jassey, Rex Osa, Jasper Kettner, Fritz Lazlo Weber und Felix Meyer.

Die im Rahmen von Ankersentrum (surviving in the ruinous ruin) stattfindenden öffentlichen Veranstaltungen werden auf der Webseite www.deutscher-pavillon.de angekündigt. Dazu gehören Konzerte, die DLF-Sendereihe ›con-tribute‹ und Vorträge der Summerschool ›beyondrepair‹, die in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Künste Bremen, der Università Iuav di Venezia und der Biennale Urbana organisiert wird. Der deutsche Beitrag zur 58. Internationalen Kunstausstellung der Biennale di Venezia entsteht im Auftrag des Auswärtigen Amts der Bundesrepublik Deutschland und wird realisiert in Zusammenarbeit mit dem ifa (Institut für Auslandsbeziehungen).

Quelle: Deutscher Pavillon

„Generell macht niemand irgendetwas allein.“ – Helene Duldung / Kollaboration im kollektiven künstlerischen Projekt

Zweites Video der bespielenden Künstler*in Natascha Süder Happelmann, Pressekonferenz zum Deutschen Pavillon am 20. Februar 2019 in Leipzig:

Wenige Monate vor Eröffnung der 58. Internationalen Kunstausstellung der Biennale di Venezia präsentierte Kuratorin Franciska Zólyom am 20. Februar 2019 einen Zwischenstand der Vorbereitungen für Natscha Süder Happelmanns künstlerischen Beitrag im Deutschen Pavillon und stellte erstmals alle künstlerisch Beteiligten vor. Neben Sprecherin Helene Duldung (Susanne Sachsse) und Maziyar Pahlevan, der für das grafische Erscheinungsbild des Projektes verantwortlich ist, stoßen sechs Komponist*innen und Musiker*innen, die aus sehr spezifischen und unterschiedlichen Musiktraditionen kommen, zum Team: Jessica Ekomane, Maurice Lourca, Marlon Silva alias DJ Marfox, Tisha Mukarji, Jako Maron und Elnaz Seyedi.

Wie in bisher vielen Solo- und zahlreichen kollektiven künstlerischen Projekten Natascha Süder Happelmanns spielt auch im aktuellen Arbeitsprozess Kollaboration eine große Rolle. Die hier vorgestellten Beteiligten tragen mit konzeptuellen oder künstlerischen Ausformulierungen, mit speziellem Wissen oder im transdisziplinären Dialog zur Gestaltung des Projekts im Pavillon bei. Sozialität, als der Versuch gegenseitigen Vertrauens und gegenseitiger Unterstützung, ist dabei eines der zentralen Interessen.

Das Raumkonzept für den Pavillon entwickelt Natascha Süder Happelmann mit der Kooperative für Darstellungspolitik, die zur Repräsentation politischer und kultureller Anliegen in der Öffentlichkeit forscht und in ihrer Praxis räumliche Gestaltung als Beitrag zur gesellschaftlichen Auseinandersetzung versteht.

Die Kuratorin des deutschen Pavillons 2019 war zu Gast an der HfK. Im Rahmen der Vortragsreihe Freie Kunst gab es so die Gelegenheit, mehr über das Konzept des Beitrags von Natascha Süder Happelmann zu erfahren.

Bericht zum Vortrag am 12.12.2018

Als Franciska Zólyom zur Vortragsreihe Freie Kunst an der HfK-Bremen eingeladen wurde, war noch nicht bekannt, dass sie für den deutschen Pavillon der Biennale di Venezia 2019 mit einer HfK-Professorin zusammenarbeiten würde. Umso größer war nach dieser Bekanntgabe am 25. Oktober das Interesse der Bremer Öffentlichkeit und Medien an ihrem Vortrag „Don’t Call Me Names“.

Zólyom nahm den Vortrag zum Anlass, ihren Ansatz und das Konzept für das Projekt des deutschen Pavillons und ihre Zusammenarbeit mit Natascha Süder Happelmann näher zu erläutern. Diese Gelegenheit nahmen nicht nur zahlreiche Studierende und Lehrende der HfK wahr, auch viele kunstinteressierten Bremer*innen kamen in die Hochschule. Karin Hollweg, (Ehrensenatorin der HfK, Karin und Uwe Hollweg Stiftung), Janneke de Vries (Direktorin Museum Weserburg), Dr. Iris Reuther (Senatsbaudirektorin), Bettina Wilhelm (Landesbeauftragte für Frauen), Nicole Giese-Kroner (Künstlerische Leitung des Syker Vorwerk) und viele weitere Gäste aus Kunst, Kultur und Politik zeigten ihr Interesse für diesen Vortrag.

Zólyom ging auf ihre Gründe und Kriterien für die Berufung der HfK-Professorin zur Bespielung des deutschen Pavillons 2019 ein und nahm das Publikum unter dem Titel „Don’t Call Me Names“ mit auf den Weg des gedanklichen und politischen Prozesses des deutschen Beitrags für die kommende Biennale:

„Name calling“ bedeutet so viel wie „beschimpfen“. Weiter gedacht spielt der Titel aber auch mit der Frage des Benennens oder Bezeichnens und der damit verbundenen Fremdbestimmung. Die Praxis der positiven Umdeutung und Aneignung pejorativer Fremdbezeichnungen ist aus emanzipatorischen Kontexten verschiedener sogenannter „Minderheiten“ bekannt. Diese Fremd- oder auch Falschbezeichnungen haben noch weitere Dimensionen: Wer einen Namen führt, der „fremd“ klingt oder eine „fremde“ Schreibweise hat, kennt die Vielfalt an Falschschreibungen, die an eine*n herangetragen werden. Und wer sich die heute so selbstverständliche Identifikation von Künstler*in und Werk vor Augen führt, kommt nicht umhin, die subversive Komponente der selbstbestimmten Namensabwandlung von Natascha Süder Happelmann zu erkennen. 

„Die Auseinandersetzung mit künstlerischer Arbeit ist immer dann bedeutend, wen sie vermeintlich unumstößliche Setzungen herausfordert, wen sich aus ihr ein vertieftes Verständnis für dringliche Fragen der Gegenwart gewinnen lässt, wenn die Beteiligten – die Künstler*innen und Rezipient*innen – aus der Auseinandersetzung heraus ihre Rolle hinterfragen und andersartige Denk- und Handlungsweisen schöpfen können.“ So heißt es im kuratorischen Statement zum deutschen Pavillon 2019. Die Reaktionen auf den selbstgegebenen Namen, aber auch das öffentliche Auftreten von Süder Happelmann führen schnell zu Verunsicherungen: Süder Happelmann erscheint bei der Pressekonferenz am 25.10.2018 sowie in einem Video zum Projekt für die Biennale als Mensch mit Steinkopf – Elemente, die an sich nicht zusammenpassen. Die Künstler*in verstummt unter dem Stein und überlässt das Reden ihrer Sprecherin Helene Duldung. Zweifelsohne stellt dieses Auftreten die Rolle der Künstler*in, ihre Identität und ihre Vermarktbarkeit in Frage. Die Selbstbenennung, die Anonymität und Entmenschlichung durch den Steinkopf, Frau Duldung als Sprachrohr und nicht zuletzt der Auftritt von Süder Happelmann vorm Auswärtigen Amt (siehe Pressefoto weiter unten im Dossier) verdeutlichen die politische Komponente dieses Beitrags sowie seine Aktualität. 

Die HfK Bremen legt in der Ausbildung der Studierenden neben der freien künstlerischen Praxis Wert auf die Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Theorie, Kunstgeschichte und Philosophie. Durch den Dialog mit engagierten Dozent*innen können die Studierenden so ihre eigene künstlerische Position entwickeln. Politische und gesellschaftsrelevante Ansätze spielen dabei eine entscheidende Rolle. Die Künstlerin Natascha Süder Happelmann, die an der HfK Bremen die Professur Bildhauerei innehat, nähert sich auch in ihrer Lehre durch das Besprechen, Diskutieren und Erfragen von verschiedenen gesellschaftsrelevanten Themen der künstlerischen Arbeit – Kunst als Forschungsprozess.
Die Fragen aus dem Publikum waren nicht nur Zeugnis von Interesse, sondern auch vom Gelingen des Ansatzes, die Rezipient*innen herauszufordern und davon, dass das Projekt schon im Vorfeld Gedankenprozesse in Bewegung setzt.

Der nächste öffentliche Auftritt von Natascha Süder Happelmann ist für Februar 2019 angedacht. Das genaue Datum sowie Neuigkeiten zu dem Projekt werden im Venedig-Dossier der HfK-Bremen veröffentlicht.

14.12.18/KN

Foto: Franciska Zólyom während des Vortrags „Don't Call Me Names“, 2018, Foto © Laura Baumann 

Natascha Süder Happelmann gestaltet den deutschen Beitrag auf der Venedig-Biennale 2019
+ Video online: Pressekonferenz des Deutschen Pavillons 2019

Für die Gestaltung des deutschen Beitrags auf der 58. Internationalen Kunstausstellung der Biennale di Venezia arbeitet Franciska Zólyom, Kuratorin des Deutschen Pavillons 2019, mit der Künstlerin Natascha Süder Happelmann zusammen, die als Professorin an der Hochschule für Künste (HfK) Bremen lehrt.

Natascha Süder Happelmann, der Name ist ein Pseudonym und Teil des künstlerischen Konzepts, ist eine wichtige Stimme der Gegenwartskunst. „In ihren Arbeiten bringt sie das poetische, imaginäre und kritische Potenzial von Kunst zur Entfaltung. Sie steht für eine künstlerische Positionierung, die ästhetische und wissenschaftliche Konzepte, soziale oder politische Zustände nicht nur analysiert oder kommentiert, sondern diese auch aktiv verändert und ihr Rollenverständnis sowie ihre Handlungsweise für den jeweiligen Arbeitsprozess neu gründet“, heißt es in der Begründung zu ihrer Auswahl. Sie hat seit 2014 die Professur für Bildhauerei (Denken als Körper, Gestalt, Form, Formation) an der HfK Bremen inne.

Zahlreiche Medien berichteten, unter anderem:

Video zur Pressekonferenz des Deutschen Pavillons am 25. Oktober 2018: https://vimeo.com/299785317

Für den Beitrag im Deutschen Pavillon 2019 arbeitet Happelmann mit ihrer persönlichen Sprecherin Helene Duldung. Sie hat ihren Namen der besonderen Aufgabe auf der Kunstbiennale angepasst. Die Künstlerin hat dafür eine Sammlung von Namen, mit denen sie in den letzten dreißig Jahren adressiert wurde, ausgewertet. Nach sorgfältiger Prüfung der verfügbaren Varianten, die durch Autokorrektur und Fehlschreibung seitens öffentlicher Stellen zustande kamen, wählte sie mithilfe algorithmischer Parameter und gesellschaftlicher Protokolle den geeigneten Namen Natascha Süder Happelmann aus: Eine optimale Form der Integration.

Den Fetisch „Künstlerbiografie“ aushebeln

Das Entbinden des Künstlersubjekts von repräsentativen Rollen oder politischen Instrumentalisierungen ist immer wieder Bestandteil ihrer künstlerischen Praxis. Bereits mit der 2004 von der Künstlerin gegründeten Lebenslauf-Tauschbörse bioswop.net werden Konzepte wie Identität, Repräsentation, Fakt und Selbst neu zur Verhandlung gestellt und der Fetisch „Künstlerbiografie“ ausgehebelt.

„Ich gratuliere herzlich zu der ehrenvollen Aufgabe“, sagt Roland Lambrette, Rektor der HfK Bremen, „Mit Pseudonymen zu operieren, gehört zu unseren digitalen Lebenswelten, ist gängige Praxis von Codenamen auf Dating-Plattformen über Decknamen und Avatare bis zu digitalen Parallelidentitäten. Unsere Kollegin geht mit ihrer bioswop-Plattform noch einen Schritt weiter und erprobt künstlerische Strategien, sich Schubladen und Festschreibungen zu entziehen und Masken zu finden für das Spiel mit Identitäten.“

Happelmann arbeitet vornehmlich installativ und performativ sowie mit Text und Klang. Als individuelle oder kollektive künstlerische Position lässt sie ihre Praxis immer wieder in politische, gesellschaftliche Prozesse einfließen. Dabei thematisiert sie den aktivistischen Aspekt künstlerischer Arbeit und misst die Bedingungen und Räume für ästhetische Forschung und künstlerisches Handeln neu aus.

Erstes Video der Künstler*in zum deutschen Pavillon auf der Biennale di Venezia 2019: https://vimeo.com/296402227

Der deutsche Beitrag zur 58. Internationalen Kunstausstellung – La Biennale di Venezia entsteht im Auftrag des Auswärtigen Amts der Bundesrepublik Deutschland und wird realisiert in Zusammenarbeit mit dem ifa (Institut für Auslandsbeziehungen).

Foto: Natascha Süder Happelmann (rechts) und ihre Sprecherin Helene Duldung (links) vor dem Auswärtigen Amt, 2018, Foto © Jasper Kettner

Foto Vorschau: Ankersentrum Deutscher Pavillon 2019 © Jasper Kettner

19. Februar 2019