Die diesjährigen Hochschulpreise für Studierende und Absolvent:innen der Hochschule für Künste (HfK) Bremen wurden am 14. Februar 2025 während einer hochschulinternen Feierstunde verliehen.
In jedem der Studienbereiche Freie Kunst, Integriertes Design und Digitale Medien haben Fachjurys ihre Preise vergeben und Belobigungen ausgesprochen für herausragende künstlerische, klangliche und gestalterische Werke. Die Gewinnerinnen zeigten ihre Arbeiten auf den Hochschultagen.
Hochschulpreise 2025: Übersicht aller Kategorien und Preisträger:innen
Freie Kunst
1. Platz
Harumi Miyato für „Tübingen“ (2024), „Meer“ (2023), „Rijnsburger Windmühle“ (2024), „Höhle in der Sächsischen Schweiz“ (2024) und „Vase mit Blumenmotiv“ (2024), Fototransfer und Acryl auf Leinwand, Standort während der Hochschultage: Speicher XI, Raum 3.16.090.
Jurybegründung: „Die Jury war sich darin einig, allen ausgestellten Arbeiten der aus Japan stammenden Künstlerin Harumi Miyato den ersten Preis für ihre malerische Position zu geben. Diese zeichnet sich dadurch aus, dass sie zunächst sehr banal und kitschig scheinende digitale Fotovorlagen aus ebenso einfachen Werbeprospekten in die farblichen Valeurs einer sehr feinen Malerei überträgt, so dass eine für H&M fotografierte Vase, eine billig fotografierte Landschaft mit Windmühlen oder ein mit Photoshop eher schlecht bearbeitetes Stadtbild von Tübingen in ihrer malerischen Transformation auf einmal wie ein zauberhaftes Stillleben, wie ein Landschaftsbild aus dem 17. Jahrhundert oder wie eine moderne Stadtvedute aussehen. Der Unterschied etwa zu Altmeistern wie Gerhard Richter und seiner malerischen Übersetzung von gefundenen Fotos, die da viel zu schnell genannt wird, liegt allein schon darin, dass Harumi Miyato teils die Fotos mit ins Bild überträgt und malerisch erweitert, womit bereits auf dieser Ebene die Materialität von Foto und Malerei wie aber auch jegliche Differenz von Schein und Sein zusammenfallen. Viel schöner kann die Welt nicht mehr werden.“
2. Platz
Ziti Xu für „In Her Shoes, 2024/25“, Mixed Media, Standort während der Hochschultage: Speicher XI A.
Jurybegründung: „Die Jury war bewegt von dieser Arbeit, welche das Schicksal einer älteren Generation von Frauen in China in den Blick rückt und förmlich spürbar macht; einer Generation von Frauen, denen in frühen Jahren aus einer nur vermeintlichen Schönheitsnorm, die bis in das 10. Jahrhundert zurückreicht, zunächst die Füße gebrochen und anschließend mit Binden abgeschnürt wurden, so dass kleine, missgebildete, zum Gehen eigentlich nicht mehr taugliche Körperteile entstanden. Offiziell wurde diese grausame und unfrei machende Praxis des Füßebindens erst 1949 unter Mao Zedung verboten und betrifft noch viele Frauen, die davor geboren wurden. Ziti Xu präsentiert Texte von betroffenen Frauen, die sie in sorgfältiger Recherche in den Sozialen Medien fand; berührende Texte, die mit realen Fußbinden und in Ton modellierten verkrüppelten Füßen ergänzt werden, so dass, auf einer künstlerischen Ebene, Recherche, Text, Stoff und Plastik ineinander fließen.“
3. Platz
Pyunghwa Lee für „Robo Fish, 2024“, Mixed Media, Standort während der Hochschultage: Speicher XI, Raum 1.12.040.
Jurybegründung: „Beeindruckt hat die Jury, wie diese zunächst leichtfüßig erscheinende und humorvolle Arbeit mit einer bunt schimmernden Unterwasserwelt eines Aquariums subtil eine Diskussion aufgreift, die es längst nicht mehr allein in Science-Fiction-Filmen gibt, sondern uns alle beschäftigen wird: Was geschieht, wenn Künstliche Intelligenz und Künstliches Leben wirklich beginnen zu denken, zu fühlen und zu träumen? Dies fragt sich unablässig kleiner Robo-Fisch, gefangen in einem verpackten Smartphone in einer Umgebung, die unerreichbar für ihn bleibt. Zu welcher Welt gehöre ich eigentlich und in welcher möchte ich leben? Möchte ich da leben, wo die anderen natürlichen Fische leben? Welche sind die Unterschiede in diesen neuen Leben-Maschinen-Mensch-Beziehungen und welche noch die Grenzen?“
Jury
Dr. Annett Reckert (Kuratorin Kunsthalle Bremen), Ingo Clauß (Kurator Weserburg Museum für moderne Kunst), Ingmar Lähnemann (Leiter Städtische Galerie) und Annette Hans (Direktorin der Gesellschaft für Aktuelle Kunst Bremen).
Integriertes Design
1. Platz
Malte Servaty für „stop messing around“, Mobile Workshop Unit, Standort während der Hochschultage: Speicher XI A, Halle 3
Jurybegründung: „Malte Servatys Arbeit ist nicht nur eine Antkriegswaffenmaschine, sondern auch ein Micro-Lernort, eine Diskussionsplattform, Recyclingstation, Protestaktion, ein Workshopmodul, kollektiver Ort und vieles mehr. Die Mobile Workshop Unit ist inhaltlich und formal ein großartiges und innovatives Objekt, das einlädt, die Gesellschaft mitzugestalten. Für die Jury entscheidend waren die innovative Idee, der kritische, aber auch spielerische Umgang sowie die gestalterische Qualität des Objekts und seiner Präsentation.“
2. Platz
Frederik Adelmann, Maja Bäumker und Lena Porath für „Something’s happening in Abisko — a visual archive of Arctic Science“, Publikation, Standort während der Hochschultage: Speicher XI 8, 3.11.070.
Jurybegründung: „Die buchgestalterische Aufbereitung von Diagrammen, Karten und Illustrationen schlägt eine Brücke zwischen Wissenschaft und Design. Die gelungene kollektive Arbeit hinterfragt mutig ihre Rolle als Designer:innen auf unbekanntem Terrain. Ihre Recherche vor Ort und die anschließend entstandene Publikation zur visuellen Sammlung des Archivmaterials der Abisko-Forschungsstation in Nordschweden, welche ökologische, geologische und meteorologische Forschung in der subarktischen Umwelt betreibt, hat die Jury nicht nur konzeptionell, sondern auch formal sowie in ihrem Enthusiasmus und ihrer Motivation beeindruckt.“
3. Platz
Saeyeon Kim für „153“, Zeichnungen, Standort während der Hochschultage: Speicher XI 8, Galerie Flut.
Jurybegründung: „What were you doing while others were growing taller? – You know what? I also grew taller while others were growing, just a bit slower… mit 153 Zeichnungen und ihrer Inszenierung im Raum schafft Saeyoeon Kim einen ironischen Kommentar zur Normierung des Alltags. Ihr gelungenes Maß an Humor und Kritik und die konsequente Umsetzung inspirierte die Jury. Die Arbeit hinterfragt die Standardisierung durch Maßsysteme sowie gesellschaftliche Normen und zeigt mit einem Augenzwinkern die Vorteile, 1,53 Meter klein zu sein..“
Lobende Erwähnungen
Leading Project Team (Jonathan Brunken, Robert Coellen, Yannic Götz, Lena Huckelt, Pia Theresa Maier, Lena Porath, und andere) für „On Sports. No Sports. Fashion Show“, Standort während der Hochschultage: Speicher XI 8, 4.13. Flur.
Véra Marie Deubner und der Chor der Schwankhalle Bremen für „BELLA CIAO“, Performance, Standort während der Hochschultage: Speicher XI A, Halle 1.
Jurybegründung: „Beide Projekte überzeugten die Jury durch die Perspektiven und Kunstdisziplinen übergreifenden Umsetzungen.“
Jury
Jakob Grommas / Viktoria Dietz (Grafik-Design-Studio Grommas Dietz), Carolina Bergedieck / Johanna Hannemann (3-D-Design- und Innenarchitekturstudio Cajodesign) und Heike Neugebauer (Kostümbildnerin Bremer Shakespeare Company).
Digitale Medien
1. Platz
Alina Bardavid für „The Dirty Kommie Toys vs. The Guita Eater: A Freedom Mayhem“, Mixed-Media-Installation, Standort während der Hochschultage: Speicher XI 8, Raum 2.11.080.
2. Platz
Milton Raggi Vinueza für „THE SPIRAL OF FORMICIDAE“, Performance, Standort während der Hochschultage: Speicher XI A, Halle 1.
3. Platz
Seoyeon Lee für „Wasser“, Installation, Standort während der Hochschultage: Speicher XI 8, Raum 4.15.070.
Preis für eine interdisziplinäre Arbeit
Der von der Universität und HfK Bremen ausgelobte Preis für eine interdisziplinäre Arbeit geht an die interaktive Installation „WRITER GAME“ von Andrea Wapler, Svenja Meierkord und Yunus Dikici, Standort während der Hochschultage: Speicher XI 8, 2.11. Flur.
Lobende Erwähnungen
Valentina Gaete für „The knots that we untie together.“, Soundinstallation, Standort während der Hochschultage: Speicher XI A, Halle 1.
Maria Prosphora für „Agnihotra“, Installation, Standort während der Hochschultage: Speicher XI 8, Raum 3.12.030
Seongjoo Moon für „Mischief“, Installation, Standort während der Hochschultage: Speicher XI 8, 2.10. Flur.
Rafael Soto Acebal für „States of Tension“, Installation, Standort während der Hochschultage: Speicher XI 8, 2.10.050.