HfK-Hochschulpreise vergeben
Studierende in den Bereichen Musik, Freie Kunst, Digitale Medien und Integriertes Design ausgezeichnMit einer Feier wurden die HfK-Hochschultage 2017 eröffnet. Traditionell wurden auch die Hochschulpreise für herausragende künstlerische und gestalterische Leistungen an HfK-Studierende verliehen. Darin übergab Prof. Grüner die Auszeichnungen für die diesjährigen Hochschulpreise. Diese sind in der Regel mit 700 Euro (1. Preis), 400 Euro (2. Preis) und 200 Euro (3. Preis) dotiert – abweichende Aufteilungen waren durch den Beschluss der Jury möglich.
Hochschulpreise Freie Kunst
1. Platz: Amina Brotz
Die Studentin wird für ihre Performance in den Fluren und Treppenhäusern der Hochschule ausgezeichnet: Von zwei Personen wird ein langer Holzbalken durch den Speicher XI getragen. Es wirkt auf den ersten Blick wie die Verrichtung einer alltäglichen Handlung, die ganz ohne Theatralik auskommt. Die Jury würdigt die anspielungsreiche Offenheit, die auf Grundbedingungen künstlerischen Arbeitens verweist, sowie die konsequente und pointierte Umsetzung dieses performativen Werkes.
2. Platz: Thomas Krüger
Thomas Krüger präsentiert mit seiner experimentellen Arbeit zwei scheinbar graue Aluminiumplatten – sie sind fast völlig autonom vom Künstler durch Farbnebelablagerungen einer industriellen Lackierkabine oder feinen Tonerstaub aus verbrauchten Druckerkartuschen entstanden. Die Jury schätzt es sehr, dass Thomas Krüger hierbei Mittel industrieller und digitaler Bildherstellung für seine Malerei zurückerobert und einen Ausblick gibt, wie er diese Experimente in seine nächsten Schritte künstlerischer Arbeit einbindet.
3. Platz: Ana Baumgart und Ina Schoof
In ihrem Video „I love Greece and Greece loves me“ werden einfache Handlungen in kargen griechischen Landschaften unter Zuhilfenahme von goldener Rettungsfolie zu wirkmächtigen Bildern griechischer Mythologie, olympischen Posen, antiker Skulpturen aber auch aktueller Krisen. Die Jury lobt den Anspielungsreichtum und die humorvolle Hinterfragung von Bedeutungen und Klischees, sowie die hohe Qualität der filmischen Umsetzung.
Jury Hochschulpreis Freie Kunst: Bettina von Dziembowski (Leiterin des Kunstverein Springhornhof in Neuenkirchen), Nils-Arne Kässens (Direktor des Felix-Nussbaum-Haus in Osnabrück) und Ingo Clauß (Kurator am Museum Weserburg in Bremen)
Jury Hochschulpreis Freie Kunst: Bettina von Dziembowski (Leiterin des Kunstverein Springhornhof in Neuenkirchen), Nils-Arne Kässens (Direktor des Felix-Nussbaum-Haus in Osnabrück) und Ingo Clauß (Kurator am Museum Weserburg in Bremen)
Hochschulpreise Digitale Medien
Die Jury hat sich entschieden, zwei 2. Preise zu je 250 Euro und zwei 1. Preise zu je 400 Euro zu vergeben. Der Interdisziplinäre Preis, der für Projekte von Studierenden der Universität und der HfK Bremen im Bereich der Digitalen Medien vergeben wird, ist mit 300 Euro dotiert.
1. Plätze: Mette Boldt / Luiz Zanotello
„vrKid“ von Mette Boldt ist ein Virtual Reality Headset, speziell gestaltet für Babys und Kinder bis zu 3 Jahren. Neben der VR-Erfahrung kann der Helm die Kinder auch in der physischen Umgebung zum Beispiel beim Hinfallen schützen. Die Jury überzeugte dieses verblüffende Objekt, seine Ausstellung und seine Demonstration. In allen Teilen wurde das Changieren zwischen Ironie und Glaubwürdigkeit perfekt ausgelotet, mit jeder erzählten Geschichte die Möglichkeit, „auf den Leim zu gehen“ eröffnet.
Der „Aerographer“ von Luiz Zanotello misst und kartographiert den Luftfluss an verschiedenen Orten und übersetzt ihn in kinetische Bewegungen. Hieraus entsteht ein topographisches Netzwerk aus Knotenpunkten und Bewegungen im Raum. Die Jury überzeugte die selbständig entwickelte Technik, inklusive der selbst gebauten Sensoren, die avancierte Interaktion mit dem Raum, die Arbeit mit einem unsichtbaren Medium „Luft“ und die konzeptionelle wie auch ästhetische Stärke des Projektes.
2. Plätze: Timo Johannes / Kevin Mendzies
„Concrete Decryption“ von Timo Johannes ist ein analoges Verschlüsselungsgerät. Mit Hilfe einer einzigartigen Chiffre und einem Kartenset können verschlüsselte Nachrichten entschlüsselt werden. Die Jury überzeugte dieses wichtige Projekt auf Grund seiner klaren Idee, seiner einfachen und eleganten Ausführung.
Ausgangspunkt des Projektes „Analogue Knocking Quintett“ von Kevin Mendzies ist die explizite Bedeutung von Wiederholung für Musik. Jedes der entwickelten Objekte spielt aufgezeichnete Rhythmussequenzen durch einfaches Klopfen mit den Fingern ein. Nach und nach generiert sich eine klangliche Landschaft. Die Jury überzeugte die gelungene ästhetische Umsetzung, das ausgereifte Interface, sowie die tatsächliche Hörbarkeit von Materialien und Flächen.
Interdisziplinärer Preis: Michael Bonfert, Florian Schröder und Nora Taake
Die Installation „Hell No Barbie“ zeigt, wie sich die Puppe „Hello Barbie“ von Mattel mit Spracherkennung durch künstliche Intelligenz scheinbar mit Kindern Unterhalten kann. Das Projekt zeigt aber auch, dass diese Gespräche mit Barbie von US-Servern aufgezeichnet und ausgewertet werden. Die Jury überzeugten die Recherchen zu dem wichtigen Thema, das politische Anliegen und die Demonstration der Dialoge und ihrer Auswertung.
Jury Hochschulpreis Digitale Medien: Daniel Franke (Medienkünstler, Kurator und Cofounder von LEAP, Berlin), Alexander Scholz (Art Director vom Magazin HOLO, Berlin), Hanke Homburg (Designer und Geschäftsführer von der Gruppe für Gestaltung in Bremen), moderiert von Prof. Dr. Andrea Sick (Professorin für Medienwissenschaften und Dekanin des Fachbereichs Kunst und Design).
Hochschulpreise Integriertes Design
1. Platz: Jan Charzinski
„‚Das Skrupel‘ ist der Titel eines Buches, der Titel einer Geschichte. Eine Geschichte von Phänomenen, Namen, Orten und von der Narration selbst“, beschreibt Jan Charzinski seine Arbeit. Die Jury war begeistert, wie er Präsentationsformen und Repräsentationsebenen spielerisch zusammenbringt. Er schafft ein Netz von unterschiedlichen Realitätsebenen und Fiktion, die sich gleichzeitig beständig zu entziehen scheinen. Es werden Herangehensweisen auch aus dem spekulativen Design erprobt, über relevante Realitätsebenen und Dystopien nachzudenken.
2. Platz: Beograd – A White City (Gruppenprojekt)
Für die Gruppenarbeit „Beograd – A White City“ wurde eine Reise nach Belgrad initiiert, um Stadtstrukturen zu erforschen und die individuelle Auseinandersetzung mit Akteuren vor Ort zu suchen. Entstanden ist eine kollektive Publikation, die ausführlich und großformatig die textlichen und bildlichen Auseinandersetzungen mit den Themen Identität, Zensur, Privatisierung und Stadtentwicklung im Kontext gesellschaftlicher und globaler Entwicklungen präsentiert. Die Jury hob hervor, dass für die komplexen Themen eine sehr präzise Gesamtform erarbeitet wurde, die von einer engen Verzahnung zwischen Grafik und Textproduktion zeugt. Es ist zudem eine spezielle Schrift für das Projekt entwickelt worden, die Aspekte des Kyrillischen Alphabets aufnimmt.
3. Platz: Fresh Prints (Gruppenprojekt)
„Fresh Prints“ ist aus einer studentischen Arbeitsgemeinschaft hervorgegangen und präsentiert und verkauft als Publikationsplattform der Hochschule der Künste Bremen studentische Publikationen aller Art: Bücher, Magazine, Künstlerbücher, Zines, Comics, Zeitungen oder Plakate. Es handelt sich sowohl um Druckerzeugnisse aus der Freien Kunst als auch aus dem Design.
Der Jury gefiel sowohl die langfristig angelegte Struktur als auch der Archivgedanke für die Hochschule, durch den die Publikationen auch späteren Studierendengenerationen in der Bibliothek zur Verfügung stehen.
Sonderpreis: Meet Your Neighbours (Gruppenprojekt)
„Meet Your Neighbours“ ist eine Plattform für transkulturellen Austausch, die aus gemeinsamen Aktivitäten von HfK-Angehörigen und Geflüchteten aus benachbarten Unterkünften in der Überseestadt entstanden ist. Die grundlegende Überlegung dahinter war, Kunst und Kultur als Türöffner zum direkten Kennenlernen zu nutzen, was mit vielen Projekten und Events in der HfK Bremen und anderen Orten der Stadt umgesetzt wird. Die Jury möchte den intensiven Einsatz aller Beteiligten hervorheben, die Gestaltung eben auch als Gestaltung von (gesellschaftlichen) Strukturen verstehen.
Jury Hochschulpreis Integriertes Design: Julia Bulk (Leiterin des Wilhelm Wagenfeld Hauses), Fanny Gonella (Künstlerische Leitung des Künstlerhauses Bremen) und Serge Rompza (Agentur NODE in Berlin und Oslo)
Hochschulpreis Musik
Auf den Preis, der für ein „Duo mit gleichberechtigter Stimme“ ausgeschrieben wurde, haben sich in diesem Jahr sieben Duos beworben. Beim Wettbewerb am 23. Januar 2017 im Konzertsaal der HfK Bremen wurden die Siegerpaare ausgewählt, der dritte Preis an zwei Duos vergeben. Das Preisträgerkonzert findet am 11. Februar während der Hochschultage im Auditorium im Speicher XI statt.
1. Preis: Schlagwerkduo David Gutfleisch, Felix Ernst
2. Preis: Vibraphonduo Philip Andronic, Daniel Catalán Dávila
3. Preis: Flötenduo Daehee Kim, Yerim Lee / Klarinette und Klavier Yongjin Shin, Samsol Bak