Lockere Kneipenatmosphäre und jede Menge unterhaltsame Wissenschaft in kurzweiligen 30 Minuten, im Anschluss besteht die Möglichkeit eines Austausches zwischen dem Publikum und den Wissenschaftler:innen. Das ist das Konzept von „Science goes public!“ In diesem Jahr ist auch die HfK Bremen wieder dabei – mit Studentin Sarah Lüdemann (Beauham) aus dem PhD-Programm des Fachbereichs Kunst und Design. Sie spricht am 3. April 2025, ab 20:30 Uhr, in der Capri-Bar, Fehrfeld 35. Mit seiner goldenen Lustgrotte ist das ehemalige Bordell ein beliebter Ort am Bermuda Dreieck des Viertels. Der Eintritt ist frei.
Ausgangspunkt des Vortrags wird Adonis sein – ein Körper, genormt und idealisiert. Das war die Logik der klassischen, griechischen Skulptur, als Repräsentation des antiken Selbst. Und jetzt? Jetzt erforscht Lüdemann die modularisierte Skulptur als Darstellung zeitgenössischer Identitäten. Das heißt, sie arbeitet an einem Baukasten voller Einzelteile, aus denen menschlich Körper gestaltet werden können.
„Im Grunde genommen ist diese Modularisierung kein zeitgenössisches Phänomen“, so Sarah Lüdemann, „aber ihre Relevanz als Konzept und Methode hat in der westlichen Gesellschaft auf Grund signifikanter Verschiebungen in der Produktion, der Nachhaltigkeit und des individualisierten Konsums in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen. Die Modularisierung in Bezug auf den menschlichen Körper, sowohl biologisch als auch symbolisch, hat phänomenale technologische und biotechnologische Entwicklungen erfahren. Allerdings wird unsere große Faszination für den Bau von Körpern von einem ebenso ausgeprägten Gefühl der Abscheu, des Entsetzens und der Ablehnung begleitet. Man erinnere sich an die fabelhafte Geschichte des Frankenstein-Monsters. Die Frage, was es bedeutet, ein ,ganzer' Mensch zu sein, und ob Identität angeboren oder konstruiert ist, bleibt bis heute bestehen und begleitet die aktuellen Debatten über Kybernetik, Gentechnik oder Körpermodifikation ebenso wie die zeitgenössischen Diskurse über kulturelle Identität, künstliche Intelligenz oder Transhumanismus. Daraus ergeben sich Fragen nach dem Wesen des Körpers. Was macht ihn aus? Wofür steht er, bzw. was stellt er dar? Und wie drückt sich all das in den visuellen Künsten aus? Mit meinem PhD-Projekt forsche ich praktisch und theoretisch nach skulpturalen Ausdrucksmöglichkeiten, die sich aus zeitgenössischen Identitäten speisen und Modularität als Kernaspekt aufweisen. Kann Montage eine Möglichkeit sein unsere gegenwärtigen menschlichen Komplexitäten zu repräsentieren oder rufen zusammengesetzte Einzelteile immer das Gefühl vom Monströsen und Unbehaglichen hervor? Demonstriert modulare Skulptur die Krise der Menschheit oder ihren Fortschritt?“