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Auszeichnung
Samstag | 10. Februar 2018

HfK - Hochschulpreise 2018

Studierende der HfK Bremen ausgezeichnet

Studierende der HfK Bremen in den Bereichen Freie Kunst, Digitale Medien, Integriertes Design und Musik ausgezeichnet

Einen Einblick in das gesamte Studienangebot der Hochschule für Künste Bremen bot die Eröffnungsfeier der Hochschultage im voll besetzten Auditorium.

In seiner Eröffnungsrede stellte der kommissarische Rektor Prof. Roland Lambrette die lokale und internationale Vernetzung der HfK Bremen heraus und betonte gleichzeitig die Notwendigkeit, sich selbst als Hochschule immer wieder auf den Prüfstand zu stellen:

„In Zeiten von ‚fake news‘ ist Kritik an Wissenschaft, Medien oder Demokratie allgegenwärtig. Von uns dringend gefragt sind daher transparente und überzeugende Antworten, die auf der Höhe der gesellschaftlichen Aufgaben und Probleme sind. Wir müssen den geschützten Freiraum bewahren, der notwendig ist, damit sich kritische Künstler*innen, Gestalter*innen und Musiker*innen entfalten können. Genau das tun wir mit unseren Hochschultagen, indem wir das Innere nach außen kehren und alle Interessierten einladen, mit uns Bilanz zu ziehen – inside out. Die Hochschultage sind eine Plattform, die Ideen der Studierenden und ihrer Lehrenden im direkten Kontakt mit dem Publikum zu erproben und Resonanz zu erfahren. Wir erhoffen uns daraus Anstöße und Ermutigungen für die eigene Arbeit – und ebenso Beachtung für die HfK Bremen in der Öffentlichkeit.“

Im Anschluss an die Rede präsentierte Jennifer Walshe, DAAD-Gastprofessorin für experimentelle Aufführungsformen zwischen Kunst und Musik, die Gesangs-Performance „G.L.O.R.I.” mit Samples aus 100 Popsongs.

Prof. Roland Lambrette verlieh außerdem die Hochschulpreise in den vier HfK-Studienprogrammen:

1. Preis: Vincent Haynes

(Klasse Natascha Sadr Haghighian und Stephan Baumkötter)
Die großformatigen Bilder Catherine Samba-Panza (siehe Foto) und Idris Deby von Vincent Haynes spielen mit unseren Vorurteilen von frontalen Herrschaftsbildern. In einem solchen Bild geht es um ein Porträt und um deutliche Insignien von Macht. Die Qualität der Bilder ist, dass genau diese beiden Elemente in den Hintergrund gedrängt werden. Ein Betrachter, der sich auf diese Bilder einlässt, merkt, wie sich die Motive zurückziehen. Es bleiben gemalte große Flächen, die das Auge fesseln. Etwas Vergleichbares geschieht durch den Wechsel zwischen Wachs und Öl auf der Bildoberfläche. Der erste Eindruck erinnert an naive Malerei, doch dann entdeckt man die Belebung der einzelnen Flächen. Der starke Eindruck der Malerei wurde durch die Installation pyramide schemes / data theft noch unterstrichen.

© Hannes Deters

2. Preis (zweimal vergeben): Jessica Hintz Evora und Sebastian Moske

Jessica Hintz Evora (Klasse J.F. Guiton)
Mit ihrer zurück genommenen Videoarbeit ohne Titel gelingt es Jessica Hintz Evora, den Betrachter für drei Minuten in eine absolute Konzentration zu ziehen. Der teilweise ins Schwarz abtauchende Bildschirm gibt immer wieder neue Einblicke frei in eine Welt, die offensichtlich Körper, Räume und Gegenstände zeigt, die sich aber beinahe alle nicht begrifflich fassen lassen. Nur einmal fühlt man sich relativ sicher, wenn man einen Handspiegel zu erkennen glaubt. Danach gibt es Momente, in denen sich die anschließenden Lichtereignisse als Spiegelungen erklären lassen. Allerdings verschwindet auch diese ohnehin nur relative Gewissheit bald wieder. Die Arbeit setzt ein deutliches Signal gegen jede überbeschleunigte mediale Bildwelt. Sie fordert etwas von den Betrachtern, was wir heute mehr und mehr zu verlieren drohen: man muss der Arbeit Raum geben, von sich aus nimmt sich diese Videoarbeit keinen. Sie bleibt still.

Sebastian Moske (Klasse Rosa Barba)
Für seine Arbeit Faraway Hill hat Sebastian Moske seinen Videoscreen in eine Tischplatte eingelassen. Auf der hell leuchtenden Fläche werden einzelne Gegenstände präsentiert. Wie Preziosen werden sie mit weißen Handschuhen angefasst, exakt ausgerichtet wie in einer Museumsvitrine, klar und sachlich ausgeleuchtet. Die Objekte schillern zwischen wertvollen Kunstwerken und einfachsten Gebrauchsgegenständen. Der Text, der dazu gesprochen wird, spielt mit dieser Illusion und legt sie zugleich offen: Ein Datumsbild von On Kawara setzt den Eingeweihten auf eine Spur in Richtung Kunst, doch der Sprecher entlarvt es sofort als billige Kopie. Für ihn markiert es vor allem ein bedeutendes persönliches Datum – Anfang oder Ende einer Freundschaft. So entwickelt der gesprochene Text die Geschichte einer Beziehung, exemplarisch erzählt anhand der gezeigten Gegenstände. „Wert“ bekommen sie durch den menschlichen Bezug, nicht als „Kunstwerke“, als die sie scheinbar inszeniert werden. Text, Bild und Inszenierung verschmelzen zu einer Einheit. Neutrales Sprechen, Pausen und die formale Sachlichkeit der Bilder entfalten eine poetische Qualität und lassen viel Raum für Assoziationen des Betrachters. Es geht um Fragen nach Kunst und Alltagsobjekten, Wert, Zeit, Nationalität, Freundschaft – große Themen von zeitloser Aktualität.

1. Preis (zweimal vergeben): Lukas Stöver und Leonard Puhl

Lukas Stöver 
Das mutierte L-System ist der räumlich gewordene L-System-Algorithmus. Durch Mutation und Ausbildung architektonischer Strukturen kämpft er ums Überleben und strotzt dieser neuen räumlichen Umgebung. Die Jury überzeugt die Einfachheit und Klarheit der skulpturalen Arbeit. Das Wechselspiel zwischen Spannung und Fragilität vermag einen nachdrücklichen Eindruck zu erzeugen. Die auch als kinetische Skulptur zu bezeichnende Installation schafft es, ihre Energie auf die Betrachterin oder den Betrachter zu übertragen. Die Jury betont die poetische Wirkung der für sich allein stehenden Arbeit.

© Hannes Deters

Leonard Puhl 
Die interaktive Installation Downstream visualisiert Datenmengen.
Leonard Puhl sagt: „It creates an open wireless network and continuously tracks every megabyte of data passing through. The machine translates these abstract virtual entities into 1.2g, 6mm steel balls, which fall to the ground.“ Der Datenstrom wird umgehend wahrnehmbar. Die Jury überzeugt die sehr poetische und musikalische Installation, die Cyberaktivitäten in den konkreten physischen Raum übersetzt. Sie ist auch ohne Hintergrundwissen oder Narration sofort sehr eindrücklich und eine sehr schöne, vielschichtige Arbeit.

© Hannes Deters

2. Preis: Luca Iuzzolino mit Timo Johannes

Hunter / Gatherer sucht mit Hilfe zweier Geräte im deterministischen, technologischen Alltag nach Möglichkeiten, den echten Zufall zu reintegrieren. Hunter / Gatherer führt zu Orten, die vom aufgezwungenen Determinismus des Menschen wenig betroffen sind, um dort den echten Zufall zu ernten – bestehend aus Zahlen, die die einzig gewünschte, nicht-deterministische Komponente im sonst so geordneten und sortierten Weltbild des Menschen sind. Der narrative Charakter der Arbeit sowie die sich darin entwickelnden komplexen Gedankengänge überzeugen die Jury ebenso wie die sehr spannende technische Umsetzung. Mit der qualitativ und optisch sehr guten Gestaltung und dem performativen Charakter der Arbeit bringt sie den Mut auf, dazu aufzufordern, sich in unserer schnelllebigen Zeit bewusst langsam zu verhalten.

3. Preis: Cassia Vila

A Desire not so strong fand als Performance statt und wird jetzt als Installation gezeigt. Damit befragt und reflektiert Cassia Vila das weitverbreitete geradezu inflationäre Konzept, in „Projekten“ zu arbeiten. Die Jury überzeugt die poetische Installation, deren Wirkung sich auch in einer sehr begrenzten räumlichen Situation entfalten kann. Die Zartheit der Arbeit beeindruckte ebenso wie die performativen Filmelemente.

er interdisziplinäre Preis prämiert eine gemeinsame Arbeit von Studierenden der Uni Bremen (Medieninformatik) und Studierenden der Hochschule für Künste Bremen (Mediengestaltung): 
Johanna Hartmann, Lennart Schunk, Timo Scholz (alle Universität Bremen) und Lukas Kern (HfK Bremen) 
Die Arbeit VR (360° Video) – Realitätsillusion überzeugt durch die simple, punkige Umsetzung und die pointierte Verbindung von Virtual Reality (VR) und Realität. Die Besucherin oder der Besucher sieht durch eine VR-Brille den Raum, in dem sie oder er sitzt mit all seinen Gegenständen. Durch das Auftreten eines Schauspielers, der wie ein Ausstellungsbesucher agiert, wird die Virtualität der Szenerie in Frage gestellt. Als der Schauspieler in dem Video den sitzenden Menschen berührt, berührt gleichzeitig ein Roboterarm den Besucher – es kommt für diesen kurzen Moment zu einem Verschwimmen der Grenzen.

Eine lobende Erwähnung erhält das Projekt Bauhaus 100000 für seine gelungene Installation und die überzeugende Konzeption. Mit dem in Kooperation mit Studierenden aus Dessau entwickelten Projekt werden mögliche Formen nomadischen und nicht territorialen Handelns diskutiert.

1. Preis: Carolin Pertsch

Basierend auf ihrem Masterprojekt Brave New Work entwickelte Carolin Pertsch ein Archiv für nachhaltige Materialrecherchen. Es möchte Impulse geben, verstärkter nachwachsende Rohstoffe für neue Produktentwicklungen zu nutzen. Die Jury überzeugte, dass Carolin Pertsch nicht nur an neuen Materialentwicklungen forscht, sondern analysiert, woran es aktuell mangelt: Es fehlt nicht an nachwachsenden Rohstoffen, sondern an dem Wissen darüber und an der Durchsetzung für größere Produktbereiche. Ihr Materialarchiv hat sie unter anderem im intensiven Austausch mit Bremer Meeresbiologen sowie der Verbundstoffforschung und Forstwirtschaft der Universität Göttingen zusammengestellt. Das Open-Source-Projekt richtet sich vor allem an interessierte Gestalter*innen und Studierende – also die Entscheidungsträger von morgen. Sie können in ihrem wandernden Archiv Materialproben von Seegrasplatten, Popkorngranulat, Kombucha-Bakterien-Cellulose oder Birkenrinde studieren.

© Hannes Deters

2. Preis: 100 m2 Meer – Lena Heins, Johannes Nortmann, Lorenz Potthast, Thomas Frank und Vanessa Queck

Mit 100 m2 Meer wurde eine Ausstellung im Bremer Haus der Wissenschaft im Rahmen des Wissenschaftsjahres 2017 „Meere und Ozeane“ konzipiert und realisiert. Die komplexe Ausstellungsarchitektur wurde einem Tiefseegraben nachempfunden, der auf eine von Bremen ausgehende Reise hinaus in die Tiefen der Weltmeere führte. Dramaturgisch wurde die Schau durch einen Strom aus Lichtpartikeln ergänzt, der als zusätzliche Medienschicht und fluides Orientierungssystem die Besucher durch die Ausstellung leitete und mit ihnen interagierte. Von der Jury gelobt wurde die große organisatorische Leistung der beteiligten Studierenden sowie die intelligente Raumumsetzung des Ausstellungsdisplays, die den diversen Exponaten gerecht wurde. Es wurde hervorgehoben, dass es eine zentrale gesellschaftliche Aufgabe der Künste ist, so wie hier naturwissenschaftliche wie auch technische Forschung zu vermitteln und immer auch kritisch zu befragen. Das Besucherinteresse war so groß, dass die Ausstellung um drei Monate verlängert wurde.

3. Preis: Tetractys – Lotte Agger, Mariandreina Baasch, Laura Baumann, Martha Inés Brenner, Malin Dittmann, Izabella Dobielewska, Stefan Gottwill, Fenja Knecht, Linda (Lady Oelectric), Friederike Lauschke, Lorraine Liedert, Cora Sabisch und Raphael Wutz

Die Ausstellung zeigt Ergebnisse des Seminars Tetractys, zu dem Studierende aller Fachrichtungen eingeladen waren, Fiktionen, Simulationen und Dekonstruktionen holistischer – also ganzheitlicher – Konzepte zu entwickeln. Tetractys ist der Name für ein dreieckiges Zeichen, das sich aus zehn Punkten zusammensetzt. Die Studierenden untersuchten räumliche Ganzheitlichkeit in Installationen, Videos, Modellen und archivarischen Arbeiten. Und da in dem Projekt Ganzheitlichkeit als instabil und kontingent behauptet wird, wird sich auch der Ausstellungsraum im Laufe der Hochschultage ständig verändern. Die Jury lobte, dass sich eine Auseinandersetzung mit dem Thema Raum diesem komplexen Feld des Holismus widmet und die Ausstellung so vielfältige – kritische, recherchebasierte – aber auch spielerische Herangehensweisen mit viel Humor zeigt. Diese vielfältigen Sprechweisen werden sehr gekonnt in dem zur Ausstellung erschienen Magazin zusammengestellt.

Lobende Erwähnungen erhielt das Symposium Schizotopia, das in Zusammenarbeit mit den Kunsthochschulen aus Lyon, Bordeaux, Karlsruhe, Oslo und Amsterdam entwickelt wurde. Eine weitere lobende Erwähnung wurde für das Bühnenbild und die Inszenierung der Stadtteil-Oper: Menuchims Reise ausgesprochen, die mit Schüler*innen der Gesamtschule Bremen-Ost in Zusammenarbeit mit dem Zukunftslabor der deutschen Kammerphilharmonie Bremen erarbeitet wurde.

1. Preis: Jazz-Trio Benny Troschel, Dani Catalán und Michael Haupt

Dieses unkonventionell besetzte Jazz-Trio um den Trompeter Benny Troschel, den Vibraphonisten Dani Catalán und den Bassisten Michael Haupt repräsentiert in seinem Programm seine Sicht auf die volle Bandbreite der Jazzmusik. Dani Catalán am Vibraphon kommt eine farbenreiche und kreativ-inspirierende Rolle zu, die er gekonnt in die Musik einbringt. Er versteht es, das Vibraphon sowohl als virtuoses Instrument einzusetzen, als auch Sound-Konstrukte durch atmosphärische Verdichtungen zu weben. Michael Haupt am Bass baut nicht nur ein großartiges Fundament auf, sondern ist vielmehr ein hochgeschätztes Trio-Mitglied, das durch vermehrte melodische Fragen und Antworten den Band-Dialog inspiriert. Trompeter Benny Troschel ist stilprägend und lässt die Melodien durch das musikalische Sound-Gerüst seiner Band-Kollegen tanzen. Dabei holt er auf gekonnte Weise verschiedene Klänge aus seinem Instrument: Mal sanft und innig, mal stark und fordernd. Sein mehrjähriger New York-Aufenthalt (Bachelor-Abschluss an der Manhattan School of Music) ließ ihn zu einem der führenden jungen Jazz-Musiker heranreifen.

© Lukas Klose

Der 2. Preis ging an ein Trio aus der Alten Musik: Julia Krikkay(Barockvioline), Dávid Budai (Viola da Gamba) und Fernando Olivas(Theorbe).

Den 3. Platz belegte ein Klassik-Trio aus Ana Ferreira (Flöte), Chiara Stanese (Violine) und Simon Donat (Klavier).

Vergeben wurde darüber hinaus das H. A. Bockmeyer-Reisestipendium. Preisträgerin ist in diesem Jahr Iren Ismail, Studentin im Studiengang Integriertes Design an der Hochschule für Künste Bremen. Das Projekt der aus Slemani (Irak) stammenden Preisträgerin zur Untersuchung von Stimmen im kurdischen Teil Irans überzeugte unter 27 hoch interessanten Reisevorhaben. Ausgehend von der Unterdrückung der kurdischen Kultur im Iran, Irak und in der Türkei, wo bis 1991 kurdischsprachige Medien verboten waren, beschäftigt sich Iren Ismail mit der besonderen kulturellen Bedeutung und der Relation von Stimme, Sprache und Gesang. Wie wird Stimme zur Sprache? Wann wird Sprechen zur Stimme? Wann wird Sprechen zum Singen? Diese Fragen will sie in einer Reise von Teheran aus in die Städte Hamadan, Marivan, Kermānschāh und andere untersuchen. Dabei möchte sie ein Stimmen-Tagebuch führen und auditives wie fotografisches Material sammeln. Die Jury beeindruckte nicht nur Iren Ismails Projekttext, sondern auch die beigelegten Audiobeispiele.