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Donnerstag | 18. Juli 2024

Wie Mode persönliche und kollektive Identitäten inszeniert

„Neo.Fashion.“-Diskurs mit HfKlern über die Anwendung von 3-D-Software in der Modebranche
© Gongxu Sun

Vom 1. bis 4. Juli präsentierte sich die Berlin Fashion Week mit 35 Shows und zahlreichen großen und kleinen Events unter dem Leitmotiv „The responsible movement of freedom, inclusion, and creativity“. Insgesamt knapp 28.500 Gäste zählten die Veranstalter. Ein Highlight der Modetage war die „Neo.Fashion.“ als Plattform für Nachwuchstalente. Im Atrium Tower am Potsdamer Platz präsentierten über zwei Tage auch einige Absolvent:innen, aufstrebende Designer:innen und Digital Artists der HfK Bremen ihre Ideen und Designs vor Fachpublikum, Modeinteressierten und Medienvertreter:innen.

Die „Neo.Fashion. 2024“ startete mit einem Panel-Talk zum Thema „Digitale Mode: Visionäre Einblicke in die Integration von 3D und KI“. Dort diskutierten Expert:innen wie Daniel Mohr, HfK-Absolvent im Studiengang Integriertes Design, über die Anwendungen von 3-D-Software in der Modebranche. Zudem gab es eine Ausstellung digitaler Designs, für die rund 50 Werke von etablierten 3-D-Künstler:innen und Studierenden ausgewählt wurden. Diese liefen das Festival über auf Bildschirmen am Laufsteg und luden das Publikum ein, sich der virtuellen Mode intensiver zu nähern. 

Mit dabei war Gongxu Sun, HfK-Master-Student im Fach Modedesign. Seine Leidenschaft liegt in der Untersuchung queerer Körper und der Kombination klassischer Uniformen mit Sportbekleidung. „Seit einem Jahr arbeite ich intensiv mit 3-D-Modedesign und habe es genutzt, um meine Masterarbeit abzuschließen. Diese Erfahrung hat mir das immense Potenzial des 3-D-Designs für die Zukunft der Mode aufgezeigt“, betont er. Durch das Entwerfen und Perfektionieren von Kleidungsstücken in einem digitalen Raum vor der physischen Produktion verringere die Technik die Notwendigkeit übermäßiger Muster und minimiere Materialverschwendung. Ermöglicht würden „schnelle Prototypenerstellung und iterative Verbesserungen, wodurch Designs effizienter experimentiert und verfeinert werden können. Dieser Ansatz unterstützt nicht nur eine nachhaltigere Designumgebung, sondern eröffnet auch neue Wege für Kreativität und Innovation.“

In Berlin präsentierte Gongxu Sun seine Arbeit „Perfect Boy“. Anhand kontrastierender kultureller Erwartungen werden traditionelle familiäre und soziale Verpflichtungen im Heimatland versus individualistische und ästhetische Zwänge im Ausland thematisiert. Zwei ikonische Kleidungsstücke – die Bomberjacke und der Schul-Trainingsanzug – dienen als symbolische Darstellungen. Die Bomberjacke, inspiriert von der queeren Gemeinschaft, die rechte Symbole adaptiert, steht für Freiheit. Der Schul-Trainingsanzug, der Konformität repräsentiert, hat ebenfalls Bedeutung in der Queer-Fetish-Culture. Durch die Neuinterpretation dieser Kleidungsstücke reflektiert Gongxu Sun die dualen Identitäten, die Individuen navigieren, um unterschiedlichen Erwartungen an Männlichkeit gerecht zu werden, und kritisiert, wie gesellschaftliche Konstrukte persönliche und kollektive Identitäten formen.

Nach diesem Auftakt zeigten knapp 100 Studierende von elf Institutionen aus ganz Deutschland, woran sie die letzten Monate unermüdlich gearbeitet haben. In den fünf Collective Graduate Shows konnte sich das Publikum von den Bachelor- und Masterkollektionen der Nachwuchsdesigner:innen überzeugen. Julia Meyer, HfK-Masterstudium Integriertes Design, war eine der Nominierten für den „Neo.Fashion. Award“ und somit „best graduate“ der HfK Bremen.