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Freitag | 8. April 2022

Jazzclub Pro im HfK-Musikkeller

Sehnsucht nach Sonne, Strand und Meer
© Hochschule für Künste Bremen – Lukas Klose

Marcia Bittencourt, Michael Arlt, Portinho und Eduardo Penz zelebrierten Bossa nova im HfK-Musikkeller

„Sie sehen, dass sie nichts sehen“, juxt Martin Classen zur Eröffnung der Live-Musik-Reihe „Jazzclub Pro“, die für Gastspiele internationaler Musiker:innen steht und im HfK-Musikkeller an der Dechanatstraße stattfindet.

Der Konzertveranstalter und HfK-Professor für Jazz-Saxofon spielt mit seiner Ansage auf den fehlenden Putz an, also das freigelegte Mauerwerk und die entkleideten Säulen – als einem Ergebnis der zweieinhalbjährigen Renovierung des einst eher tristen Raumes. Jetzt hat er an schickem Underground-Charme gewonnen, das Licht ist schummrig gemütlich wie eh und je.

„Am Mittag saß ich hier noch, da war das die Mensa 13, jetzt ist der Raum locker bestuhlt, erstrahlt in einem ganz anderen Licht und strahlt dabei wirklich eine schöne offene Jazzkeller-Atmosphäre aus. Faszinierend. Und der Sound ist richtig gut. Ich habe vor ungefähr 15 Jahren hier schon mal ein Konzert gegeben, da hat sich viel getan seither. Es macht richtig Spaß, hier zu spielen“, erzählt Michael Arlt in einer Konzertpause.

Seine Gitarrensounds sind auf mittlerweile mehr als 40 CDs von Jazz über Latin bis Pop zu hören. Seit 2001 arbeitet Arlt als Dozent für Jazzgitarre und Harmonielehre an der Hochschule für Musik Würzburg. In Bremen tritt er mit dem Agora-Projekt auf. Neben ihm stehen auf der Bühne ausschließlich Brasilianer:innen: die in Bremen wohnende Sängerin Marcia Bittencourt, der in New York lebende Schlagzeuger Portinho und der in der Schweiz beheimatete Bassist Eduardo Penz. Musiker:innen, die an der HfK auch Workshops geben.

Auf ihrer Setlist notiert sind frisch arrangierte Klassiker des Bossa nova und Eigenkompositionen in diesem Stil, einer harmonisch komplexen, rhythmisch reichen, auf Samba basierenden Musik, die der Poet Olavo Bilac einmal als Liebesfrucht der Begegnung von dreierlei Trauer bezeichnet hat: der Trauer der Portugiesen fern ihrer Heimat, der verschleppten und versklavten Afrikaner sowie der Indios, die den kolonialen Genozid überlebt haben, aber ihres Landes beraubt waren.

Das Agora-Projekt gibt es seit sieben Jahren. Nach der aktuell zehntägigen Europa-Tournee wollen die Musiker:innen in einem Osnabrücker Tonstudio die Aufnahmen für eine CD starten. Bittencourts Texte sehnen sich nach Sonne, Strand und Meer. Die Kollegen spielen handwerklich perfekt, ihre Live-Darbietung kommt in Fahrt, als Pianist Klaus Müller, lehrt an der Uni Oldenburg, dazustößt.

Auch Marcia Bittencourt ist von der Lokalität begeistert: „Einfach ein schönes Ambiente hier, der Jazzclub passt perfekt für uns, auch wenn wir gar keinen Jazz, sondern eben den viel melodischeren Bossa nova spielen. Das bunt gemixte Publikum aus alten und neuen Jazzfans und Studierenden erlebe ich als sehr aufmerksam.“

Weiter geht’s im Musikkeller jeden Dienstag mit dem Oli Poppes „Jazzclub“, die Konzertdaten stehen hier.

Am 28. April 2022, ab 21.30 Uhr, findet im Musikkeller die erste Veranstaltung der Reihe „Resonanzen“ statt: Lehrende des Fachbereichs Musik gestalten ein Konzert.

Erstmals gibt es im Musikkeller am 29. April 2022, ab 21.30 Uhr, eine „Late Night Jam Session“ mit der HfK-Cole-Porter-Tribute-Band. 

Zur „Jazzahead-Clubnight“ spielen am 30. April 2022, ab 21 Uhr, das Magnus Bodzin Quartett und das Christopher Olesch Quartett.