Gibt es eine Balance zwischen Menschen, Natur und Zukunft im Umgang mit technologischen Entwicklungen? Diese Frage steht für HfK-Student Kai Balthasar Wittig im Mittelpunkt seiner audiovisuellen Installation „phoenix_404 v0.25“ in der Kulturkirche Bremerhaven (1. bis 23.3.2025). Diese Weiterentwicklung der im September 2024 die gesamte Halle 1 des Speichers XI A der HfK Bremen bespielenden Arbeit ist in der Kulturkirche die erste Einzelausstellung im Rahmen des Jahresthemas 2025 „What the fuck is Heimat?“.
In seiner futuristischen Video- und Soundinstallation erforscht und modifiziert Wittig nun das Kirchenschiff mit Projektionen schmelzender Eisfliesen und kochendem Wasser, digital entfremdeter und bearbeiteter Audioaufnahmen von Gewitter- und Wassergeräuschen sowie Plastikknistern und psychedelisch anmutender Musik.
Ergänzt wird dieses audiovisuelle Erlebnis durch Skulpturen aus Glas, Wachs und 3-D-Drucken, deren Muster aus digital bearbeiteten Fotos der Schale einer Tridacna (Riesenmuschel) entstanden sind. Die Objekte sind teilweise verpackt in mit Wasser gefüllte Vakuumbeutel, die sich in einem zentimetergenau ausgerichteten Raster am Boden liegend und hängend, gegenüberstehen.
Wittig inszeniert mit seiner raumgreifenden Installation eine dystopische Vision der Auswirkungen des Klimawandels auf unseren Planeten und zeigt zugleich Möglichkeiten auf, wie diesem (noch) entgegengewirkt werden kann.
Namensgebend für die Ausstellung ist der Feuervogel Phoenix, der aus seiner eigenen Asche immer wieder neu aufersteht und so die Wiedergeburtsschleife der Natur verkörpert, die für den Menschen – aller technologischen Entwicklungen zum Trotz – nicht möglich ist. Der Titelzusatz „404“ verweist auf die online angezeigte Fehlermeldung, die erscheint, wenn ein Nutzer eine ungültige oder nicht mehr existierende Website aufruft. In der Kombination „phoenix_404“ stellt Wittig die menschliche Sehnsucht nach dem Unmöglichen der durch Menschenhand stattfindenden, langsamen, aber stetigen Zerstörung des Planeten Erde, gegenüber.
Mit der Ergänzung „v0.25“ verweist er auf die frühe Betaversion des drohenden Klimawandels. Der Begriff Betaversion bezeichnet eine noch nicht fertiggestellte Version, die bereits ein Alpha-Stadium, erste Testläufe, durchschritten hat. So ist das Programm in seiner Grundfunktion nutzbar, aber noch nicht voll einsatzfähig. Fortgeschrittene Versionen könnten rasch folgen. Wittig zeigt mit seiner Installation, dass wir bereits in einer solchen Betaversion leben. Er versinnbildlicht und dokumentiert die drohende Gefahr des fortschreitenden Klimawandels und fordert zum Handeln auf.
Die Kernaussage der Installation erscheint zunächst im Widerspruch zum verwendeten Material zu stehen, doch sammelt Wittig Styroporreste, Plastiksäcke und Folie in seinem Archiv, um sie immer wieder neu zu nutzen. Wachsfiguren schmilzt er ein, die Vakuumbeutel werden nach den einzelnen Projekten aufgeschnitten, später verkleinert neu gefüllt und die entstandenen Reste für neue Installationen verwendet, um den eigenen ökologischen Fußabdruck in und mit seiner Kunst zu gewährleisten. So erwächst die Reihe „phoenix_404“ wie der Feuervogel selbst immer wieder neu aus sich selbst heraus.
Eröffnung: 1.3.2025, 16 Uhr
Einführung: Dr. Lena Reichelt (Leitung Kulturkirche Bremerhaven) und Kai Balthasar Wittig
Musikalische Begleitung: Aleksandr Bukin am Cello
Podiumsgespräch: 8.3.2025, 16 Uhr
- Kai Balthasar Wittig
- Uwe Baumhauer (Seemannspastor, Deutsche Seemannsmission Bremerhaven)
- Miriam Gieseking (Quartiersmeister Lehe, afz)
- Joel Schroth (Bildungsreferent Klimahaus Bremerhaven)
- Moderation: Dr. Lena Reichelt (Leitung Kulturkirche Bremerhaven)
Finissage: 23.3.2025, 10 Uhr
Kulturgottesdienst und Café
Ort:
Kulturkirche Bremerhaven, Pauluskirche
Hafenstraße 124
27576 Bremerhaven
Öffnungszeiten: Do, Fr, Sa: 16-19 Uhr / So: 11-15 Uhr
Der Eintritt ist kostenlos, um Spenden wird gebeten.