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Samstag | 9. Februar 2019

Opening der Hochschultage 2019 und Verleihung der Hochschulpreise

Senatorin für Wissenschaft, ehemalige Rektoren und Ehrensenatoren kamen zur Eröffnung

Das offizielle Opening der diesjährigen Hochschultage wurde durch eine Begrüßung des Rektors der HfK Bremen Prof. Roland Lambrette und die Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit und Verbraucherschutz Prof. Dr. Eva Quante-Brandt eingeleitet. Unter den Gästen befanden sich neben ehemaligen Rektoren der HfK Bremen auch die Ehrensenatoren Carsten Seidemann und Klaus Hübotter sowie Claudia Harsch, Leiterin des (Fremdsprachenzentrum der Hochschulen des Landes Bremen (FZHB), und der Freundeskreis der HfK Bremen.

In seiner Begrüßung verdeutlichte Rektor Lambrette die Bedeutung der Hochschule für Künste als vorurteilsfreien und unterstützenden Raum für das künstlerische und gestalterische Experiment. Während er die Verzahnung der HfK mit der Bremer Stadtgesellschaft hervorhob und sich für eine verstärkte Sichtbarkeit der HfK Bremen in der Stadt aussprach, ließ er auch den Hinweis auf die Notwendigkeit der Unterstützung seitens der Stadt nicht aus. Es reiche nicht, lediglich den Bedarf zu decken, es ginge auch darum, neue Bedarfe für die entscheidenden Ziele zu wecken. Senatorin Quante-Brant begrüßte die Öffnung der HfK in die Stadt und lobte die zahlreichen Kooperationen der HfK Bremen mit anderen Hochschulen und wissenschaftlichen Institutionen. Kunst könne anders denken, sagte sie und lobte die Denkanstöße, die aus der HfK heraus in die Stadt gingen.
Prof. Lambrette blieb aber nicht nur beim Wecken der Bedarfe, sondern appelierte einen Aufruf an die Bremer Stadtgesellschaft aufzuwachen. „Schwierige Zeiten sind immer gute Zeiten für Künstler und Gestalter! Denn Umbruchzeiten bringen die Verhältnisse in Bewegung.“ Dabei ging es ihm deutlich um die aktuellen politischen und sozialen Verhältnisse weltweit. Die politischen Bezüge sind auch in vielen Arbeiten der Studierenden wiederzufinden. Die malerische Gestaltung der Wetterfassade durch eine Studentische Arbeitsgemeinschaft, inspiriert durch die Zeichnung „Solidarität“ von Käthe Kollwitz, ist nur eine davon.

Ebenso ist die offizielle Begrüßung im Speicher XI, eine künstlerisch-gestalterische Arbeit. Licht, bewegte Bilder über Monitore und Leinwände, ein versteckter Chor, Sounds, Vibration – aber auch die Sitzordnung und Raumgestaltung der Veranstaltung gehörten zum Konzept. „Crab Politics“ ist der Titel der Arbeit, die Künstler*innen dahinter sind Studierende der Freien Kunst, Ariane Ari Litmeyer, Anna-Lena Lila Völker und Mattia Bonafini. Auch hier findet sich die Interdisziplinarität wieder: Alle drei haben bereits ein Studium an der HfK Bremen absolviert, zwei in Integriertem Design und der dritte in Musik. Während der gesamten Veranstaltung gab es visuelle und auditive Sequenzen, die auch während den verschiedenen Redebeiträgen liefen. Ein Chor, versteckt in der Galerie des Auditoriums, sorgte schon während des Einlasses für neugierige Irritation: Für die Besucher*innen war aus verschiedenen Ecken ein deutliches, tiefes Summen wahrzunehmen.

Nach den Grußworten des Rektors und der Senatorin wurden die mit 3.900,– Euro Hochschulpreise verliehen. Der Fachbereich Musik, dessen Sitz in der Dechanatstraße in der Bremer Innenstadt ist, ist während der Hochschultage im Speicher XI mit verschiedenen Konzerten vertreten, die Preise für den Fachbereich werden im Sommer während einer musikalischen Großveranstaltung verliehen. 
Während im Studiengang Freie Kunst alle ausgestellten Arbeiten und Projekte automatisch in den Wettbewerb treten, werden in den Studiengängen Integriertes Design sowie Digitale Medien vom Fachbereich Arbeiten und Projekte nominiert, aus denen dann – wie auch in der Freien Kunst – eine externe Jury die Preisträger*innen wählt. Zusätzlich gibt es lobende Erwähnungen und einen Sonderpreis für interdisziplinäre Projekte. Die Arbeiten der Nominierten für die diesjährigen Hochschulpreise wurden bereits am Freitag von einer Jury bewertet. Die diesjährigen Preisträger*innen, die Jurymitglieder und die Laudatoren finden Sie unten nach Studiengängen aufgeteilt. 
Außerdem wurde auch die diesjährige Gewinnerin des H.A. Bockmeyer-Reisestipendiums bekanntgegeben.

Der Studiengang Freie Kunst an der HfK Bremen entfaltet über Disziplingrenzen hinweg seine Wirkung. Die Studierenden profitieren von der freien und am Dialog orientierten Lehrform, die Professor*innen sind international wie regional erfolgreiche Künstler*innen.
Für die diesjährigen Hochschulpreise begutachtete die Jury sämtliche Arbeiten aus dem Bereich Freie Kunst, anders als inIntegriertes Design und Digitale Medien werden keine einzelnen Arbeiten nominiert.

Über den 1. Platz im Studiengang Freie Kunst freute sich Elard Lukaczik, der in seiner Art „Eck80“ anhand einer Installation eines Geländers ein starkes konkretes Symbol für einen städtischen Verdrängungsprozess lieferte. Eine Arbeit, wie sie eigentlich nur in Bremen entstehen konnte: Zeigt sich in ihr doch eine lokale Subkultur im Bremer Viertel, an dem sicherlich auch einige Nostalgie hängt. Nostalgie an eine Zeit, die der Künstler noch gar nicht erlebt haben konnte und die er selbst nur aus Erzählungen und Bildern kennt. Es ist aber zugleich auch als ein reines Objekt zu sehen, das in seiner Präsentation eine starke autonome, überzeitliche und ästhetische Qualität besitzt.

Elard Lukaczik „Eck80“ © Luisa Eugeni

Den 2. Platz belegte Suin Kwons Arbeit „The Walk, the Sun, the Light and Step“. Die Jury würdigte an dieser Arbeit den sehr professionellen, experimentellen wie poetischen Umgang mit den bildnerischen und narrativen Möglichkeiten des Films.

Suin Kwon „The Walk, the Sun, the Light and Step“ © Luisa Eugeni

Der 3. Platz ging an Edson Colon Aguirres Arbeit „Expansions of the Sun on an Arid and Dirty Place“. Er beeindruckte die Jury durch seinen einfachen und zugleich sehr subtilen und komplexen Umgang mit den Parametern von Zeit, Licht, Geschichte, Umwelt und Materie.

Edson Colon Aguirre „Expansions of the Sun on an Arid and Dirty Place“ © Luisa Eugeni

Die Jury für die Vergabe der Hochschulpreise war im Studiengang Freie Kunst besetzt mit Regina Barunke, Direktorin der Gesellschaft für Aktuelle Kunst in Bremen, Nadja Quante des Künstlerhauses Bremen und Gideon Modersohn von der Produzentengalerie Hamburg sowie Eefke Kleimann, Kuratorin an der Kunsthalle Bremen, hatten es bei der Wahl aus all den qualitativ hochwertigen Arbeiten nicht leicht.

Laudator war Martin Schulz, der an der HfK Kunstwissenschaft, Theorie und Geschichte lehrt und dort Kurse zu so unterschiedlichen Themen anbietet wie „Die (Un)Lust am Grauen. Phänomene des Horrorfilms“ oder „Was heißt Politische Kunst?“.

Der Studiengang Integriertes Design an der HfK Bremen lebt von seiner multidisziplinären Lehre und legt Wert auf zukunftsweisende, visionäre und praxisorientierte Vermittlung. Das Spektrum reicht von künstlerisch-gestalterischen Grundlagenkompetenzen über kulturgeschichtliche Aspekte hin zur experimentellen Erprobung von Entwurfspraktiken und Fertigungsmethoden.

Der 1. Platz im Studiengang Integriertes Design wurde an Sue Wendlandt für ihre Masterthesis aus dem Jahr 2018 verliehen. Die Arbeit unter dem Titel „It’s time for Utopia – Ansichten von Gut und Böse“ kennzeichnet eine stringente Ästhetik. Die Arbeit nähert sich auf komplexe, emotionale Weise dem Thema Gewalt, ohne dabei voyeuristisch zu sein. Es ist ein multimediales Werk mit politischem Anspruch, das den Betrachter abholt und es dennoch schafft, eine gewisse Distanz zu wahren.

Sue Wendlandt „It’s time for Utopia“ © Luisa Eugeni

Den 2. Platz erreichte die MA-Abschlussarbeit im Sommersemester 2018 „print and pops – Der neue Weg einen Schuh zu drucken“ von Mariandreina Baasch. Diese innovative Arbeit bewegt sich in der Schnittstelle von Mode, Produkt und Technologie. Für eben solche Interdisziplinarität steht auch die HfK.

Mariandreina Baasch „print and props“ © Luisa Eugeni

Für seine Bachelor-Abschlussarbeit „Matress Chair“ erhielt Tsubasa Miyamoto den 3. Platz. Das von ihm entwickelte Design seines Lounge-Sessels stellt sicher, dass dieser mit wenigen Handgriffen in eine Matratze samt Kissen umgewandelt werden kann und so Ästhetik und Multi-Funktionalität Hand in Hand gehen.

Tsubasa Miyamoto „Matress Chair“ © Luisa Eugeni

Besondere Belobigungen erhielten zwei Arbeiten. Die Bachelor-Abschlussarbeit „Vagabund – ein Wohnkonzept für den modernen Nomaden“ von Cora Sabisch stellt ein ausgeklügeltes, aber simples Baukastenprinzip für ein multifunktionales Wohnkonzept dar. 

Das Gemeinschaftsprojekt „Frankensteins Denkhütte“ der Studierenden Carlotta Berger, Marie Bertling, Yannick Breuer, Sifa Cakarer, Sehee Cho, Ruoxi Du, Philip Duczek, Franziska Eggelmann, Lucy Hollwedel, Michelle Iyekepolor, Fabian Jödden, Sam Rauh, Amélie Rösel, Mathilda Schmidt und Katrin Vossmann wird für die Vielfalt der graphischen Ansätze und die hervorragende Qualität gelobt.

Die Jury für die Vergabe im Integrierten Design setzte sich dieses Jahr erneut aus renommierten Expert*innen zusammen. Die Kunsthistorikerin Dr. Julia Bulk leitet seit 2014 die Wilhelm-Wagenfeld-Stiftung in Bremen. Christoph Becker, der die Laudatio auf die Preisträger*innen hielt, studierte Modedesign u.a. bei Vivienne Westwood und widemt sich derzeit mit Designer Wolfgang Joop der neuen Modemarke „Looks by Wolfgang Joop“.. Heiko Aping studierte selbst Grafik-Design an der HfK Bremen und ist Geschäftsführer des Bremer Designbüros BrücknerAping / Büro für Gestaltung.

Das hochschulübergreifende Studienprogramm Digitale Medien ist ein gemeinsames Programm der Hochschule für Künste Bermen und der Universität Bremen, mit den Studienbereichen Medieninformatik (Universität Bremen) und Mediengestaltung (HfK Bremen). HfK-Studierende aus dem Bereich Mediengestaltung können vom Fachbereich Kunst und Design der HfK für den Hochschulpreis Digitale Medien nominiert werden. In diesem Jahr gibt es neben den drei Preisträger*innen auch drei lobende Erwähnungen sowie einen Sonderpreis (Interdisziplinäre Projekte).

Den 1. Preis erhalten die Studierenden Nathalie Gebert und Lukas Stöver für ihr „HREF Zine – Xyber*feminism – Issue“. Das Werk besteht aus einem gedruckten Magazin, das verschiedene persönliche und künstlerische Perspektiven auf Techno-Feminismen, die technologische Performance von Gender und die Ungerechtigkeit der Natur vereint, so die Künstler*innen. Der Jury fällt neben der Relevanz des Themas, die Qualität in der Kombination von Format und Recherche auf sowie die Kontextualisierung der individuellen Praktiken der Künstler*innen in ihren Studieninhalten und zugleich in Bezügen zu Praktizierenden außerhalb der Hochschule.

Nathalie Gebert & Lukas Stoever „HREF Zine – Xyber*feminism“ © Luisa Eugeni

Der 2. Preis geht an das Werk „Anima“ von Noriyuki Suzuki. „Anima“ ist eine Installation, in der Aufnahmen von Suzukis Herzschlag Wassergefäße in Bewegung setzen. Die Verbindung von Spiritualität, Verkörperung und Technologie mit dem Bewusstsein der existierenden Geschichte von Medien und Geistern birgt für die Jury eine spannende künstlerisch-gestalterische Position.

Noriyuki Suzuki „Anima“ © Luisa Eugeni

Der 3. Preis geht an das Projekt „Rhizomatic Machines“ von Maximilian Wolfs und Alexander Lehmann. „Rhizomatic Machines“ ist ein Apparat in Form einer Kreditkarte, der sich magnetisch mit anderen seiner Art verbindet. Dahinter verbirgt sich ein Antrag für eine neue Form des Sozialen Netzwerks – eine, die außerhalb der Interaktion Mensch und Maschine besteht. Eine Arbeit, die die Grundlagen der Sozialen Medien, wie wir sie kennen, in Frage stellt und einen mutigen, kritischen Vorschlag für eine neue Art des sozialen Umgangs macht.

Maximilian Wolfs & Alexander Lehmann „Rhizomatic Machines“ © Luisa Eugeni

Lobend erwähnt wurden in diesem Jahr die Arbeiten von:

„Bleeding“ von Mahshid Mahboubifar; „Do Humans Dream of Machines“ von Jonghong Park und „avoidance“ von Mon Janssen

Der Sonderpreis für interdisziplinäre Projekte geht an Radio Angrezi. Das Online-Radio entstand aus einem Projekt in der Freien Kunst, ist mittlerweile aber eine kollektive Plattform, die von Studierenden aller Fachbereiche (Musik sowie Kunst und Design) der HfK Bremen sowie auch von Studierenden der Universität Bremen organisiert wird. Hier hebt die Jury vor allem die Reichweite des Projekts in alle Richtungen hervor sowie die Autonomie des Projekts.

Die Jury für den Hochschulpreis im Studienprogramm Digitale Medien setzte sich in diesem Jahr aus Alumni des Studienprogrammes zusammen: Luiz Zanotello (Medienkünstler und Mediengestalter, Lehrbeauftragter an der UdK Berlin), Annika Engelhardt (Designerin der ISO Gruppe), Julian Hespenheide (künstlerisch-wissenschaftlicher Mitarbeiter im Studio GreenEyl) und Lucas Odahara (freischaffender Künstler), der auch der Laudator an diesem Abend war.

„RADIO ANGREZI“ © Luisa Eugeni

Die H.A. Bockmeyer Stiftung unterstützt jährlich ein ausgewähltes künstlerisches Projek an der HfK Bremen. Studierende und Ehemalige der HfK Bremen aus den Studiengängen Freie Kunst, Integriertes Design und Digitale Medien können sich mit einem Konzept für ein Reiseprojekt bewerben, in dem sie interkulturelle und gesellschaftsrelevante Bezüge untersuchen. Dotiert ist das Stipendium mit 3.000 Euro.

Preisträgerin im Jahr 2019 ist die Studentin Helena Otto, die aus 46 Bewerber*innen ausgewählt wurde. Für ihr Reiseprojekt „Blaue Steppe – Kasachstan, Usbekistan, Kirgisistan“ wird sie sich nach Zentralasien begeben, um dort ihrer Faszination nomadischer Existenzen auf den Grund zu gehen. Konkret will sie Orte besuchen, die im Zweiten Weltkrieg von deutschen Siedlern gegründet wurden, und deren Erinnerungen und Erzählungen dokumentieren. Besonders interessiert sie eines der bedeutendsten Handwerke Zentralasiens: die Keramik. Vor allem die Farbe Blau hat in dieser so alten und reichhaltigen Kultur einen hohen symbolischen Stellenwert. Die Ergebnisse ihres Projektes werden voraussichtlich 2020 in Bremen ausgestellt.

Helena Otto „Blaue Steppe“ © Ul Seo