Was macht eigentlich: Christina Scheib
Kuratorin der "MS Dauerwelle" und des Speichers XI AIn unserer Rubrik „Was macht eigentlich…?“ erzählen Hochschulangehörige von und über ihre Arbeit.
Die Hochschule für Künste (HfK) Bremen wächst in die Stadt hinein. Sie gewinnt Präsenz direkt in der City mit dem Ausstellungsschiff „Dauerwelle“ und verstärkt ihren Auftritt in der Überseestadt mit der Eröffnung des Speichers XI A – ein Neubau mit individuell aufteilbaren Ateliers, Werkstätten, Lager- und Büroräumen sowie einer flexiblen Veranstaltungs- und Ausstellungshalle. Um all das, was dort passieren könnte, auch passieren kann, gehört Christina Scheib jetzt zum HfK-Team – als Kuratorin für die neuen Räumlichkeiten und als Vernetzerin der HfK-Aktivitäten mit der Bremer Kulturszene. Wir sprachen mit ihr.
Wer früher einfach nur Kunsthistoriker:in oder Theaterwissenschaftler:in oder wie du Kulturwissenschaftlerin war und kulturelle Veranstaltungen organisiert hat, bekam schnell den Titel Kurator. Aber im Bereich der bildenden Kunst bezieht sich kuratorische Arbeit ja längst nicht mehr nur auf die Dekoration von Ausstellungsräumen mit fertigen Kunstobjekten. Inzwischen scheint das Organisieren von Kunst – in stark erweiterter Sicht, was denn Kunst überhaupt ist – selbst etwas Künstlerisches, Performatives zu haben, ein ästhetischer Akt zu sein, bei dem die Funktion des Kuratierens selbst zur Disposition steht. Wie siehst du das?
Meine kuratorische Arbeit verstehe ich als vermittelnde Praxis, die für eine dialogische Auseinandersetzung mit den künstlerischen Arbeiten und den daran beteiligten Körpern einen Raum schaffen möchte. Zeitgenössische Ausstellungspraxis bedeutet für mich daher eine raumbezogene Verknüpfung zwischen institutionell bedingten, politischen und sozialen Bezügen.
Was reizt dich an den neuen HfK-Orten?
Beide Räume sind Gelegenheiten für Dialog und Transfer aus dem Innenraum Hochschule hinaus in die Nachbarschaft und in die Stadt. Ebenso sollen auch Impulse von außen in die Hochschulgemeinschaft hineinkommen.
Das gegenüber der Schlachte und dem Museum Weserburg festgemachte Schiff „Dauerwelle“ ist ja so un- wie außergewöhnlich als Möglichkeitsraum für die Kunst. Was denkst du?
Die Dauerwelle erscheint mir wie ein sonderbarer Zwischenraum, der vom Umfunktionieren, Umbenennen und Umbauen erzählt. An der Grenze zwischen festem Boden und Fluss in räumlicher Uneindeutigkeit. Hierin sehe ich auch Parallelen zu einer Hochschule, der Moment zwischen Studium und dem Danach, zwischen bürokratischen Zwängen und Freiräumen, da begegnen uns viele Momente, die sich durch so ein „Dazwischen“ auszeichnen. Diese uneindeutigen Situation finde ich besonders interessant.
Und der Speicher XI A?
Die neue große Halle des Speichers XI A ist als Mehrzweckraum angelegt worden und ich bin sehr neugierig auf die Verwandlungen, die wir dort noch erleben werden. Mir persönlich kommen da bereits einige Ideen und ich hoffe, dass neben den Studierenden des Fachbereichs Kunst und Design auch die Studierenden aus der Musik sich an die räumliche Auseinandersetzung mit diesem Ort wagen.
Hast du dich auch in der Hansestadt schon ein bisschen umschauen können?
Mein bisheriger Eindruck von der Bremer Kunstszene und den Akteur:innen, die ich schon persönlich kennenlernen durfte ist sehr willkommen heißend und kooperativ. Ich freue mich auf Gelegenheiten zusammenzuarbeiten und auch einfach als Besucherin kommende Programm der vielfältigen Ausstellungsorte, Theater und vieles mehr wahrnehmen zu können.
Wie fühlt es sich für dich an, gerade in diesen Krisenzeiten als Kuratorin an der HfK einzusteigen?
Zum Glück haben wir die Künste, die helfen beim Durchblicken und Durchhalten.