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Sonntag | 15. Oktober 2023

Was macht eigentlich: Jan Charzinski

Bibliothekar der Teilbibliothek Kunst und Design

In unserer Rubrik „Was macht eigentlich…?“ erzählen Hochschulangehörige von und über ihre Arbeit.

Jan Charzinski gehört zum Urgestein des Fachbereichs Kunst und Design der HfK Bremen. Als Veranstaltungsmanager kennen und schätzen ihn sehr viele Studierende, Lehrende und Verwaltungsangestellte. Jetzt hat er den Arbeitgeber gewechselt, ist aber der Hochschule treu geblieben: Seit 1. November 2023 leitet Jan Charzinski in Diensten der Staats- und Universitätsbibliothek Bremen (SuUB) die Teilbibliothek Kunst auf der vierten Etage des Speichers XI. Dort besteht Zugang zu zirka 65.000 Büchern, 1.000 DVDs, diversen Fachmagazinen, Zeitschriften und Zeitungen. Wir sprachen mit der neuen Leitung der Bibliothek.

Seit wann bist du im Speicher XI aktiv?
2010 habe ich mein Studium im Integrierten Design begonnen und schön korrekt den Bachelor in Regelstudienzeit gemacht (lacht), dann in zwei Jahren den Master-Studiengang absolviert und währenddessen schon immer ein bisschen was für die HfK-Öffentlichkeitsarbeit und im Veranstaltungsbereich gemacht. So bin ich ins Veranstaltungsmanagement gerutscht, acht Jahre lang. Die Zahl der zu koordinierenden Veranstaltungen stieg und stieg, auch in ihre technische Betreuung habe ich mich eingearbeitet, der Arbeitsaufwand wuchs und wuchs.

Bist du auch Künstler?
Das Design-Studium ist an der HfK ja sehr fluide in Richtung Kunst, Künstler bin ich allerdings nicht, aber thematisch immer recht nah dran, was in der Kunst so passiert.

Ist das Bibliothekswesen jetzt Neuland für dich?
Ich habe vor meinem Studium im Zentrum für Künstlerpublikationen des Museums Weserburg eine Ausbildung als Fachangestellter für Medien- und Informationsdienste gemacht, das ist quasi die nicht studierte Variante des Bibliothekars oder Archivars.

Warum knüpfst du da jetzt wieder an?
Die Ausbildung war schon eine Herzensangelegenheit. Deswegen hatte ich mit einem weinenden und lachenden Auge registriert, dass die Bibliotheksstelle an der HfK frei wird. Weinend, weil meine Vorgängerin Agnes Knütter den Job sehr gut gemacht und die Bibliothek ein stückweit in die Moderne geführt hat. Lachend, weil ich was Neues machen wollte und nun die Chance sah, dass in einer Institution zu machen, die ich bestens kenne. Ins Bibliothekswesen bin ich persönlicher involviert als ins Veranstaltungsmanagement. Ich bin ein total bibliophiler Mensch, liebe die Haptik von Printprodukten, kann aber auch der Erreichbarkeit von E-Publikationen etwas abgewinnen.

Warum braucht die HfK, warum brauchen die Studierenden diese Bibliothek?
In Zeiten, wo man simpel eine schnelle Internetrecherche hinter sich bringt und dann denkt, man wüsste alles schon, merkt man dann doch, wenn man in so eine Bibliothek reingeht, dass dort viel detailliertes, präziseres, tiefergehendes Wissen dauerhaft verfügbar ist und dabei nicht irgendwelcher Bullshit als Wahrheit verkauft wird, wie es im Netz üblich ist. Ich habe den ruhigen Ort schon als Student genutzt, wenn ich den Kopf voll hatte, ihn freikriegen und die Seele baumeln lassen wollte. Spontan aus dem Regal gezückte Bücher waren für mich auch immer anregend für eigene Projekte. Man entdeckt Leute, die vielleicht ähnliche Ideen und Konzepte gehabt haben, man liest, wie sie damit umgegangen sind – und dann kann dein eigener Knoten im Kopf gut platzen und schon entwickelst du deine Arbeit ganz neuartig weiter.

Bibliotheken bieten kuratiertes Wissen und eine Orientierung in der digitalen Informationsflut. Was ist das Besondere der HfK-Bibliothek?
Wir sind sehr klein, es geht sehr persönlich zu und der Bestand ist weitestgehend auf das Studium zugeschnitten. Und vielleicht ist sie auch die Bibliothek mit dem schönsten Ambiente. (lacht)

Die Bibliothek als Ort der Buch- und Medienausleihe scheint allerdings immer weniger nachgefragt. Es reicht nicht mehr das Sammeln, Erschließen und Erhalten wissenschaftlich relevanter Fachinformation. In den Debatten um die Zukunft der Bibliotheken heißt es, sie dürften nicht weiter passiver Dienstleister, müssten vielmehr lebendiges Archiv und Aktivierer sein, mehr Begegnungsraum denn Wissensort. 
Daher will ich die HfK-Bibliothek hier räumlich und atmosphärisch öffnen, also eine Sofaecke einrichten für eine andere Art des Arbeitens, damit hier auch eine gewisse Lebendigkeit einzieht. Man verbindet Bibliothek ja mit „Psssst“-Rufen, ich denke, eine moderne Bibliothek muss eine gewisse Vitalität und Dynamik haben. Diese Lebendigkeit möchte ich gerne forcieren, das braucht natürlich etwas Zeit und einen Plan, ich bin ja gerade erst angekommen.

Hier an der Hochschule könnte man HfK-relevante Themen aufgreifen, Quellen dazu verfügbar machen und Interaktionen zwischen dem Bestand und den Besucher:innen sowie unter den Besucher:innen fördern, um vielleicht bisher unbekannte Verbindungen zu entdecken oder neue Erkenntnisse zu gewinnen. Stichworte wie kollektive Wissensvermittlung und Schwarmintelligenz werden für die Bücherei von morgen genutzt. Hast du entsprechende Pläne?
Ja, wir wollen zeigen, dass man hier nicht nur Inhalte aus Büchern herausfiltern kann für eine Hausarbeit, sondern dass dies auch ein schöner Arbeitsraum und Ort ist, an dem man einfach mal sein kann und sich inspirieren lassen. Hier sollen auch Klassen sich treffen und Seminare stattfinden, später auch Veranstaltungen. Ich wünsche mir einen Ort der Begegnung, des Austauschs und des gemeinsamen Lernens.

Eine Art Wohnzimmer der HfK? Man darf miteinander quatschen, Musik hören, Mittagessen ...
Essen und Trinken ist so eine Sache, aber Quatschen, sich austauschen auf jeden Fall und wenn die Musik niemanden stört, warum nicht.

Laut Statistik besucht jeder Bremer durchschnittlich 1,3 Mal im Jahr eine öffentliche Bibliothek. Wie ist die Nutzungsfrequenz an der HfK-Bibliothek?
Es gibt viele, die unsere Angebote regelmäßig nutzen und wenige, die nur einmal und dann nie wieder kommen.

Du bist der einzige Festangestellte?
Grundsätzlich ja, das ist hier eine One-Person-Libary. Derzeit, in meiner Einarbeitungszeit, helfen mir noch tolle Kolleg:innen. Dazu unterstützen mich vier Studierende bei der Arbeit.

Wie ist die digitale Ausstattung?
Wir haben Kopierer, Scanner und einen Arbeitsrechner für den Zugriff auf den Bestandskatalog sowie einen weiteren zum Recherchieren für die Besucher:innen. Per WLAN kann jede Studierende ihren Rechner nutzen. Über das SuUB-Netzwerk gibt es Zugriff auf eine Vielzahl digitaler Medien, hauptsächlich E-Books und E-Journals.

Hast du bei der ersten Durchsicht des Bestandes etwas entdeckt, das du nicht erwartet hattest?
In einer Kunstbibliothek gibt es ja wenig, was man nicht erwartet. Kunst und Gestaltung kann immer überraschen, neu und auch absurd sein. Aber hier habe ich auch so ganz alte Sachen gefunden, Gesetzes- und Urkundenentwürfe aus dem Bremischen Land, sowie Bücher zu Computerprogrammen, die in der darin behandelten Version gar nicht mehr genutzt werden. Auch lernt ja heute niemand mehr Computeranwendungen in Büchern, entweder besucht man Kurse oder nutzt Internet-Tutorials.

Was liest du gerade?
Peinlicherweise kaum etwas aus dem Kunsttext, sondern Nerd- und Pen-&-Paper-Rollenspielkram. Aber auch das hier im Bestand befindliche Buch „Kunst hassen“ von Nicole Zepter, eine sehr lustige und liebevolle Hommage ans Betrachten und Erfahren von Kunst sowie das, was sie im heutigen gesellschaftlichen Kontext bedeutet und was man daran gut oder schlecht finden kann. Die Autorin ist dem Kunst- und Kulturbetrieb sehr zugetan, beschreibt ihn aber kritisch mit einem Augenzwinkern. Cooles Buch!