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Montag | 5. August 2019

Alternative ästhetische Prozesse initiieren, neue kollektive Praktiken testen

Hochschule für Künste Bremen auf der Sinop Biennale 7 in der Türkei
Kuratorinnen Asli Serbest und Mona Mahal © Ezgi Çiftci

Die Hochschule für Künste Bremen hat an der „Sinopale 7“ (16.08.–06.09.2019), dem bereits zum siebten Mal in der nördlichsten Stadt der Türkei stattfindende Kunst-Ereignis, einen besonders gewichtigen Anteil. Asli Serbest, HfK-Professorin für Temporäre Bauten, fungiert als Co-Kuratorin und Organisatorin, darüber hinaus leistet ihr Studierenden-Kollektiv „Temporary Spaces“ mit Interventionen, Performances und Werken seinen vor Ort zu entwickelnden künstlerischen Beitrag. „The Dynamic Archive“, ein von Prof. Dr. Andrea Sick (Medientheorie, Kultur- und Mediengeschichte) und Prof. Dennis Paul (Interaktion und Raum) initiiertes Forschungsprojekt, ist der Versuch eines interaktiven Werkzeugs, um kollaborative Prozesse zu erforschen, zu erproben und damit als Ausgangspunkt für neue Arbeiten anderer Künstler*innen zu dienen. Insgesamt 15 Student*innen aus den HfK-Studiengängen Freie Kunst, Integriertes Design und Digitalen Medien sowie drei Absolvent*innen unterstützen die drei Lehrenden und damit den HfK-Beitrag zur Sinopale.

Die Biennale in Sinop will alternative Wissensprozesse initiieren, neue kollektive Praktiken testen, Kunst produzieren und nicht nur platzieren. Ziel ist es, mögliche andere und emanzipierte Beziehungen zwischen Gästen, der lokalen und globalen Umwelt und ihren Bewohnern (Tieren, Menschen, Pflanzen, Technik) zu entwickeln. Als Modifikation des Idioms „hier und da“ bezieht sich der Titel „Hier und Wo“ auf einen Ort jenseits der Grenze unserer Wahrnehmung; ein Ort, der von unseren dominanten Narrativen ausgeschlossen ist; an dem jedoch politische und soziale Realitäten zusammen mit einer Geschichte des materiellen, sprachlichen und mythologischen Austauschs die gegenwärtige Lebenswelt bilden.

Mit der Teilnahme einer Vielzahl von internationalen Künstler*innen aus Deutschland, Frankreich, Schweden, Griechenland, Serbien, den Niederlanden und den USA setzt die Sinopale damit ein Zeichen für den Erhalt der türkischen Kunstszene im globalen Kontext. Kunst lebt von Austausch und Kooperation, essentielle Freiräume müssen geschaffen, erkämpft und entwickelt werden. Auch und gerade in einem autoritären Staat, wo Meinungsfreiheit und damit auch künstlerische Möglichkeiten a priori eingeschränkt sind.

Die Kuratorinnen Asli Serbest und Mona Mahall, die an der HafenCity Universität Hamburg die Professur für Architektur und Kunst innehat, sehen in der Sinopale den Auftakt zu einer „wachsenden Ausstellung“. Sie erhoffen sich von den teilnehmenden Künstler*innen und deren Projekten, dass damit Prozesse initiiert werden, die sich in den kommenden Monaten noch weiterentwickeln werden. Nach dem Ende der Sinopale am 6. September 2019 schließt sich eine dokumentierende Ausstellung in Beyoğlu/Istanbul (12.–20. September 2019) an, die ab Dezember auch in Berlin zu sehen sein wird.

Die Sinopale wird unterstützt vom Institut für Auslandsbeziehungen, Saha, der Hochschule für Künste Bremen und dem Freundeskreis der HfK Bremen sowie von SPOT Projects und dem Goethe-Institut.