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Dienstag | 19. November 2024

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Antrittskonzert der HfK-Professorin Tanja Tetzlaff (Cello) – im Duo mit HfK-Prof. Martin Stadtfeld

Eine Pressemitteilung von Jens Fischer

Gibt ihr Antrittskonzert als HfK-Professorin für Cello am 5. Dezember 2024, 20 Uhr, im HfK-Konzertsaal: Tanja Tetzlaff.
Gibt ihr Antrittskonzert als HfK-Professorin für Cello am 5. Dezember 2024, 20 Uhr, im HfK-Konzertsaal: Tanja Tetzlaff. © Giorgia Bertazzi

Seit dem 1. April 2024 ist die Cellistin Tanja Tetzlaff Professorin an der Hochschule für Künste (HfK) Bremen. Bei ihrem Antrittskonzert am 5. Dezember 2024, 20 Uhr, im Konzertsaal an der Dechanatstraße 13-15 wird neben Werken von Dmitrij Schostakowitsch, Ludwig van Beethoven und Henriëtte Hilda Bosmans auch ein Solowerk von Thorsten Encke, „Black Ice – for Solo Cello and Tape“ (2018/20), zu erleben sein. Das Konzert gestaltet Tetzlaff gemeinsam mit Prof. Martin Stadtfeld am Klavier. Der Eintritt ist frei.

Den Abend eröffnen werden Ludwig van Beethovens sieben Variationen „Bei Männern welche Liebe fühlen“ (1801), die sich auf ein Duett zwischen Pamina und Papageno in Mozarts Oper „Die Zauberflöte“ beziehen und im Dialog von Cello und Klavier interpretiert werden. „Das ist unglaublich schön komponiert, ein Juwel sehr, sehr kommunikativer Kammermusik“, sagt Tanja Tetzlaff, „jede Variation scheint eine andere prototypische Person aus der Opernwelt darzustellen, der oder die Lustige, Traurige, Dramatische, Verliebte und so weiter. Das zu spielen, macht großen Spaß.“

Es folgt Henriëtte Hilda Bosmans Cello-Sonate (1919). „Die Komponistin war für mich noch total unbekannt, als mich zufällig jemand auf dieses Werk aufmerksam gemacht hat. Ich bestellte mir die Noten und war sofort Feuer und Flamme: dieses Selbstbewusstsein einer Frau in der damals sehr von Männern dominierten Musikwelt eine Sonate mit vier Sätzen zu schreiben, die total eigenständig ist! Aufregende Musik mit krass viel Energie, teilweise brutal, aber auch wunderschön. Späte Romantik. Die Komponistin möchte ich unbedingt bekanntmachen.“ 

Nach der Pause wird es mit „Black Ice“ zeitgenössisch. Thorsten Encke hat ein Video gesehen, in dem Menschen auf ganz dünnem und schwarz schimmerndem Eis schlittschuhlaufen. „Nur wenn man auf eine bestimmte Art mit einer ganz bestimmten Geschwindigkeit bestimmte Kurven fährt, bricht man nicht ein. Das wurde für uns beide dann ein Sinnbild für den Klimawandel“, erklärt Tetzlaff. Also dem Gegenwartsgefühl, sich gerade auf dünnem Eis zu bewegen.
Encke hat 2018 für eine Tetzlaff-CD die beiden mittleren Sätze komponiert, „Cracks“ und „Clouds“, sie wurden zwischen die Einspielungen der drei letzten Bach-Suiten platziert, mit deren musikalischen Floskeln Encke spielt. 2020 ergänzte der Komponist den ersten und vierten Satz, „womit das Werk vollends auf die größere politische Ebene gerutscht ist“, so Tetzlaff. „Der 1. Satz ,Preperations‘ ist noch voller Vorfreude und Ahnungslosigkeit, in den beiden mittleren Sätzen merkt man, die Katastrophe geschieht gerade, das Eis bricht weg. Recht apokalyptische Musik. Der letzte Satz ,Afterthoughts‘ gleicht dann einem Lamentoso. Ich spiele dieses viertelstündige Werk mit einem Tonband, für das ich sechs Cello-Stimmen aufgenommen habe, dazu gemischt sind Naturgeräusche wie Gewitter, Regen und krachendes Eis“, erzählt die Musikerin. „Ich versuche derzeit immer wieder in meinen Konzerten auf die Gefahren des Klimawandels hinzuweisen und zu appellieren, im Kampf dagegen nicht aufzugeben. Es ist nicht zu spät.“ Aber eine kritische Größe für die Erwärmung des Weltklimas wurde ja bereits gerissen, die globale Durchschnittstemperatur habe laut der Weltwetterorganisation (WMO) von Januar bis September 2024 bei der Rekordmarke von 1,54 Grad über dem vorindustriellen Niveau (1850–1900) gelegen. „Ja, aber ich arbeite mit Klimawissenschaftler:innen zusammen, und die sagen, das Wissen ist da, auch das Können, das Schlimmste noch zu verhindern, es fehlt nur das politische Wollen.“

Zum Finale erklingt Dmitri Schostakowitschs Cellosonate in d-Moll, op. 40 (1934): ein Hit in der Cello-Literatur. Tetzlaff: „Das Tolle an Schostakowitsch ist, dass er Musik schreibt, die man gut hören kann und die doch seine Verzweiflung vermittelt. Deswegen sollte man seine Werke gerade jetzt immer wieder spielen, weil sich seine Lebenssituation derzeit so schrecklich wiederholt in Russland und vielen anderen Staaten der Welt, also das Leben, Arbeiten, Leiden unter den Oppressionen eines diktatorischen Staates. Mal sehen wie das nun in den USA wird.“

Was erzählt das Programm über Tanja Tetzlaff? „Dass ich vielseitig unterwegs bin“, betont die Cellistin, „und dass ich Konzerte spiele, in denen das Publikum nicht abschalten, sich also nicht nur zurücklehnen und entspannen sollte. Keine Komponist:in hätte gewollt, dass so die eigene Musik wahrgenommen wird, alle wollen doch spannende Geschichten erzählen und musikalische Abenteuer erlebbar machen. Ich möchte erreichen, was auch ein guter Theaterabend kann, nämlich das Publikum aufrütteln, es anregen und vielleicht Emotionen in sich entdecken lassen, die es im Alltag nicht hat oder nicht rauslassen kann.“

Biografisches

Die in Hamburg geborene Tanja Tetzlaff studierte an der dortigen Hochschule für Musik und Theater bei Professor Bernhard Gmelin und am Mozarteum Salzburg bei Professor Heinrich Schiff. Sie spielt ein Cello von Giovanni Baptista Guadagnini aus dem Jahre 1776. Von 1996 bis 2006 war sie Solocellistin der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen. Eine ihrer großen Leidenschaften gilt der Kammermusik. Tetzlaff ist Gründungsmitglied des Tetzlaff Quartetts und gastiert seit 1994 gemeinsam mit Christian Tetzlaff, Elisabeth Kufferath und Hanna Weinmeister weltweit, ist aber auch mit anderen Kammermusikpartnern unterwegs und kuratiert die Kammerkonzert-Reihe im Sendesaal Bremen. Außerdem ist die Cellistin als Solistin bei zahlreichen internationalen Orchestern und mit Soloabenden unterwegs. An der HfK Bremen lehrt Tanja Tetzlaff seit 1. April 2024 Kammermusik und ist Professorin für Cello: „Ich bin verliebt in meine Klasse, elf Bachelor- und Masterstudierende sowie einen Jungstudenten habe ich angenommen, über 80 Anmeldungen gab es.“

Tanja Tetzlaffs Antrittskonzert als HfK-Professorin für Cello

Tag: 5. Dezember 2024

Zeit: 20 Uhr

Ort: HfK-Konzertsaal, Dechanatstraße 13-15

 Eintritt: frei
 

Mitwirkende:

Tanja Tetzlaff: Cello

Martin Stadtfeld: Klavier

 

Programm

Ludwig van Beethoven: Sieben Variationen über „Bei Männern, welche Liebe fühlen”, aus Wolfgang Amadeus Mozarts Oper „Die Zauberflöte“, WoO 46 (1801), 

Henriëtte Hilda Bosman: Sonate für Cello und Klavier (1919)

Thorsten Encke: Black Ice – for Solo Cello and Tape (2018/20),

Dmitri Schostakowitsch: Cellosonate in d-Moll, op. 40 (1934)