Raumerkundungen durch Klang und Licht
Hochschule für Künste Bremen inszeniert mit „Polytope XIa“ eine Hommage an Iannis XenakisEine Pressemitteilung von Jens Fischer
Zeit: 19., 20., 21. April, jeweils ab 20:30 Uhr
Ort: Speicher XI A (Überseetor 11, 28217 Bremen), Halle 1
Eintritt: frei
„Es geht darum, dass das Publikum vollständig umgeben ist von Klängen und visuellen Elementen, dort hineintauchen, sich darin bewegen kann, was ein starkes räumliches Gesamterlebnis ergibt“, sagt Kilian Schwoon, HfK-Professor für Elektroakustische Komposition. Zur Eröffnung des Speichers XI A der Hochschule für Künste (HfK) Bremen präsentieren Studierende mit „Polytope XIa“ eine Hommage an Iannis Xenakis (1922–2001). Auf einem 3-D-Lautsprecher-Set-up werden die originalen Tonspuren von „Polytope de Cluny“ (1972) des griechischen Komponisten, Architekten und Multimedia-Künstlers zu erleben sein, überlagert von einer speziell für diesen Ort entwickelten Lichtinstallation.
Hörbar würden darin komplexe Oberflächenstrukturen, erklärt Schwoon, „etwa mit Bogen gestrichene Kartons, Windspiele, das Reiben auf einem Tamburin. Es geht um Klänge und Geräusche des Rüttelns, Kratzens, Klirrens ... daraus konstruierte Xenakis seine Tonspuren, die uns digitalisiert vorliegen.“ Sie werden nun „mit unterschiedlichsten Geschwindigkeiten ihre Bahnen über 35 Lautsprecher in der Halle 1 des Speichers XI A ziehen und sich dabei immer wieder anders im Raum ausdehnen.“ Zusätzlich erklingen an den Veranstaltungstagen neue Raumklang-Kompositionen von HfK-Studierenden als Reaktionen auf Xenakis’ Ideenwelt.
Wichtig für das Projekt war eine Forschungskooperation mit dem Centre Iannis Xenakis an der Université de Rouen. Der Xenakis-Experte Daniel Teige hat dort den Nachlass von Robert Dupuy gesichtet, des Informatik-Spezialisten beim „Polytope de Cluny“. Diese Materialien dienten als Anregungen für die Entwürfe des HfK-Projektes.
Durch die Förderung der Stiftung Innovation in der Hochschullehre kann die HfK außerdem derzeit im Projekt „We Dig It!“ in verschiedenen Zusammenhängen die Möglichkeiten von 3-D-Audio erkunden. „Polytope de Cluny“ war ein sehr frühes Beispiel für dieses Thema, das aktuell die Audiobranche sehr beschäftigt.
Iannis Xenakis inspiriert mit seinen Licht-Klang-Inszenierungen bis heute Künstler:innen der Elektro-Szene und darüber hinaus. Er erfand seine eigene Art des Komponierens, die sich Methoden der Wahrscheinlichkeitsrechnung bedient und so Partituren oder elektroakustische Klänge generiert. Dabei war er der erste europäische Komponist, der Musik mit einem Computerprogramm erschuf. Aber das ist nicht alles. Xenakis wollte sein Publikum in ein Spektakel eintauchen lassen, brach daher mit der klassischen Trennung von Bühne und Zuschauern und erfand mit „Polytope“ eine zugleich strukturelle und sinnliche audiovisuelle Kunstform. „Der Hörer muss gepackt werden, ob er will oder nicht, in die Flugbahn der Klänge hineingezogen werden, ohne dass es einer besonderen Schulung bedarf. Der sinnliche Schock muss genau so stark sein, wie wenn man einen Donnerschlag hört oder in einen bodenlosen Abgrund blickt.“ (Iannis Xenakis)
Projektleitung: Prof. Dennis Paul, Lorenz Potthast, Prof. Kilian Schwoon
Tonmeister: Martin Dieckhoff
Beteiligte Studierende: Qianxun Chen, Yongliang Chen, Youngjae Cho, Xiangyu Fu, Reika Hattori, Hsun Hsiang Hsu, Janusz Kendel, Hiuyan Lee, Maria Prosvirnikova, Leonard Puhl, Jorin Rahfoth, Kui Xu und Yimei Zheng.
Das Projekt wird unter anderem unterstützt durch Ayrton Digital Lighting, Centre Iannis Xenakis / Groupe de Recherche d’Histoire – Université de Rouen, Waldemar Koch Stiftung, We Dig It! – Innovative Lehr-, Lern-, Konzert- und Ausstellungsräume für Kunst und Musik und Xenorama – Studio for audiovisual art.
Weitere Infos unter http://polytope-xia.hfk-bremen.de/
Ansprechpartner bei Presseanfragen
Prof. Dennis Paul (Interaktion und Raum) dennis.paul@hfk-bremen.de
Prof. Kilian Schwoon (Elektroakustische Komposition) k.schwoon@hfk-bremen.de