Vortrag | Symposium
Donnerstag | 24. Oktober 2024 18:30 Uhr

Experimentalismus, Musik und Auralität: Bogotá als ein Ort des Zuhörens

Hochschule für Künste Bremen | Galerie (0.05)

Von Diego Alberto Gomez Nieto + Konzert von Christian Rosales Fonseca, organisiert von Doktorand Icaro López de Mesa Moyano

 

Vortrag + Konzert von Christian Rosales Fonseca

24.10.2024, 18:30 Uhr

Diese Vortrag veranschaulicht und charakterisiert die experimentelle Musik des 'Círculo Colombiano de Música Contemporánea' (CCMC) und des Musikkollektivs 'La Distritofónica' aus Bogotá, Kolumbien, aus der Perspektive des Zuhörens. Anhand beider Fälle zeige ich eine intrinsische Verbindung zwischen einer bestimmten Art des Zuhörens und der experimentellen Musik, die in Bogotá, Kolumbien, entsteht. Dies führt dazu, dass diese Musik als ein Phänomen verstanden wird, das die politischen und klanglichen Umstände eines akustischen Regimes kritisiert, welches die Musik des CCMC und von 'La Distritofónica' als liminal und abjekt in der kulturellen Musikpolitik Kolumbiens positioniert.

Diego wird die Stimmen der Gemeinschaftsmitglieder und mediale Informationen in die Diskussion einbringen, um die Verbindung zwischen der Musik des CCMC und 'La Distritofónica' mit Bogotá zu veranschaulichen. Dabei wird er die Metapher und den Bruchpunkt zwischen den Ontologien des Jazz und der experimentellen Musik in diesem Kontext erklären.

 

Anhörungssitzung
26.10.2024, 15:00 - 17:00 Uhr

Zuhören ist eine disziplinierende soziale Praxis. Unter diesem Gesichtspunkt werden wir die Existenz eines Hörregimes im Westen zur Diskussion stellen, das auf der Idee der „absoluten Musik“ beruht. Dieses Regime hat das Musikalische (und in der Folge das Klangliche) in ontologischer und epistemischer Hinsicht abgegrenzt, um eine „richtige“ Art des Hörens in der (Post-)Moderne zu konstituieren. Wir sind besonders daran interessiert zu untersuchen, wie dieses Konzept dazu geführt hat, alles, was außerhalb seiner Grenzen liegt, aus einer pejorativen Perspektive als Lärm zu verstehen. Aus dieser Sicht betrachten wir Lärm als Abgrenzung und Definition für das, was nicht musikalisch ist, und letztlich für das, was klanglich abjekt und subaltern ist. In diesem Zusammenhang gerät dieser Status der klanglichen Subalternität in Konflikt mit den „geläuterten“ Hörern, die den Begriff des Geräusches vor allem dazu verwenden, Bruchstellen zu erzeugen, die nicht vollständig in die vom „absolutistischen“ Rahmen festgelegte musikalische Norm passen. Aus dieser Perspektive wird die experimentelle Musik von Künstler:innen aus Bogotá, Kolumbien, als ein Ort des akustischen und politischen Ungehorsams vorgestellt, der mit dem Regime kollidiert und folglich widerstandsfähige und politisch „unkorrekte“ akustische Widerstände offenbart, die von und über die Subalternen im Kontext von Bogotá sprechen.

In dieser Hörsitzung setzen wir die Theorie in die Praxis um und laden die Gemeinschaft der HfK Bremen ein, sich auf Musikbeispiele einiger Komponist:innen aus Bogotá, Kolumbien, einzulassen, die sich auf ein „absolutistisches“ Hörregime beziehen.

Diese Musik fordert die Zuhörer:innen auf, auf eine körperliche und differenzierte Weise zuzuhören. Diese Einladung verbindet sich mit anderen Wahrnehmungsweisen des Gehörs, des Ortes, des Raumes und sogar der Territorien, die Teil unseres Alltagslebens sind, und eröffnet neue Perspektiven auf unser Hörvermögen, unsere Körper und das Leben selbst.

 

Bios

Diego Alberto Gomez Nieto ist Forschungsprofessor an der Fundación Universitaria Juan N. Corpas in Bogotá, Kolumbien, wo er die Forschungsgruppe „Crearte“ leitet und die musikwissenschaftliche Abteilung der Musikschule führt. Er ist Gitarrist und hat einen Masterabschluss in Musikwissenschaft von der Universität von Chile. Seine Forschungsschwerpunkte liegen auf experimenteller Musik in Bogotá und künstlerischer Forschung in Lateinamerika, insbesondere im Bereich der Klangforschung und musikalischen Semiotik. Außerdem ist er Mitglied der International Association for the Study of Popular Music (IASPM-AL).

Christian Rosales Fonseca ist ein in Bogotá, Kolumbien, geborener Komponist, Improvisator und E-Gitarrist. Er studierte Komposition bei Prof. Jörg Birkenkötter und elektroakustische Komposition bei Prof. Kilian Schwoon an der Hochschule für Künste Bremen. Nach Abschluss seines Masterstudiums begann er sein Meisterschülerstudium bei Prof. Markus Löffler und Prof. Andree Korpys. Derzeit ist er Doktorand an der Hochschule für Künste Bremen und an der Universität Groningen.

Hochschule für Künste Bremen Dechanatstraße 13–15 28195 Bremen
Google Maps
Helle Galerie der HfK Bremen mit Reihen leerer Stühle, Mikrofonständer und modernem Beleuchtungssystem.
Helle Galerie der HfK Bremen mit Reihen leerer Stühle, Mikrofonständer und modernem Beleuchtungssystem. © Hochschule für Künste Bremen – Lukas Klose