Arie Hartog über Waldemar Otto
Waldemar Otto (1929-2020) war einer der Bildhauer, die sich im Konflikt zwischen gegenständlicher und ungegenständlicher Kunst, der die 1950er- und frühen 1960er-Jahre prägte, ohne Wenn und Aber für die Figur entschieden. Gegen das Gegenstandslose setzte er das »Kubische«: nicht den Kubus, sondern das gestaltete Volumen.
Otto pflegte die Berliner Tradition: Seine bildhauerischen Vorbilder waren Gerhard Marcks, Hermann Blumenthal und Waldemar Grzimek. Der Grundgedanke ihrer Bildhauerei war, dass es einen Widerspruch zwischen Natur und Stereometrie gibt. Während die Wirklichkeit unübersichtlich und spannend ist, sind stereometrische Formen zwar übersichtlich, aber auch spannungslos und langweilig. Also galt es, die beiden auszusöhnen. Ottos inhaltliche Vorbilder waren Otto Dix und Käthe Kollwitz und so verband er die Errungenschaften der Berliner modernen figürlichen Bildhauerei mit Satire und Empathie.
Bei aller formaler Überzeichnung verstand sich Otto immer als »Realist« und vertrat diese Position lautstark. Es galt Wahrheit mithilfe gestalteter Form zu vermitteln. Dabei hatte er einen doppelten Anspruch. Erstens kann Kunst etwas über das menschliche Dasein aussagen und zweitens kann sie Zeitgrenzen überspringen. Die Idee einer Gegenwartskunst war ihm ein Graus. Otto wollte Werke schaffen, die auch in einem zukünftigen Hier und Heute Bedeutung haben und das könne nur die gegenständliche Kunst. Er verwies selbstbewusst auf Goya, Picasso und Rodin als Künstler, deren Werke immer noch berühren. Dass Museen, die sogenannte Gegenwartskunst feiern, für ihre Marketingziele dann doch immer auf klassische Moderne zurückgreifen, sei keine Dialektik mehr, sondern zeige die Dummheit im System.
Ottos große Präsenz im öffentlichen Raum (Berlin, Bremen, Düsseldorf, Hamburg, Oldenburg, Münster, Rostock, Schleswig u. a.) erklärt sich aus der mit seiner Kunstauffassung gegebenen Ambition, Inhalte formal überzeugend zu gestalten.
Jürgen Waller über Waldemar Otto
Der langjährige ehemaliger Rektor der HfK Bremen, Jürgen Waller, lernte Waldemar Otto 1971 in Berlin kennen. „Er wohnte damals in circa 300 Metern Entfernung zu meinem Atelier in Wilmersdorf“, erinnert sich der Maler. Die beiden Künstler stellten mehrmals gemeinsam aus, das erste Mal 1972 in der Villa des Bundespräsidenten Heinemann in Bonn. Waldemar Otto habe ihn auch dazu ermuntert, sich an der Bremer Hochschule zu bewerben. „Seine Arbeit schätzte ich immer sehr, da er Realismus und Abstraktion in einer intelligenten Art zu verbinden wusste. Sein Tod hinterlässt eine große Lücke in der Kunstwelt.“
Ingo Vetter über Waldemar Otto
Ingo Vetter ist Professor für Bildhauerei an der HfK Bremen. Er lernte Waldemar Otto in seiner Studienzeit kennen. Die Studierenden hätten Waldemar Ottos Korrekturen ehrfürchtig entgegengenommen, erinnert er sich. „Richtig und Falsch waren hier eindeutige Begriffe und die Wirkmächtigkeit von Körper und Material über jeden Zweifel erhaben. Diese Bremer Schule wirkte nach und ist noch in vielen öffentlichen Skulpturen sichtbar. Waldemar Otto war ein großer Bildhauer und prägender Lehrer. Er gab eine starke Orientierung und das war sein Verdienst.“