Historic Brass feiert Abschied von Gebhard David
Es ist immer ein Fest für die Freunde des musikalischen Gebläses: das Historic Brass Studio.Es ist immer ein Fest für die Freunde des musikalischen Gebläses: das Historic Brass Studio. Susan Williams, Wim Becu und Gebhard David – HfK-Dozent:innen für Naturtrompete, Barokposaune und Zink – riefen den dreitägigen Workshop 2008 ins Leben. Seither ist er alljährlich ein Anziehungspunkt für Blechbläser aus ganz Europa und Übersee. Die Teilnehmer:innen erhalten Einzelunterricht und haben die Möglichkeit, Kompositionen aus dem Repertoire für Renaissance- und Barockbläser einzustudieren und aufzuführen. Trotz Pandemie konnte die Veranstaltung auch 2022 stattfinden. Die drei HfK-Spezialist:innen für historische Blechblasinstrumente bildeten wie gewohnt das Lehrkräfte-Team der Meisterkurse. Das Abschlusskonzert mit allen Beteiligten fand in der Klosterkirche Lilienthal statt, die mit 100 Besuchern unter Corona-Bedingungen ausverkauft war. Das dreichörige Gotteshaus schien ideal geeignet für diese Art Blechblaskonzert mit allein sieben Posaunen. „Man badet in Klang, it was amazing!“, freut sich Trompeterin Susan Williams: „Nach zwei schwierigen Corona-Jahren, in denen die meisten Blechbläser:innen nur sehr wenige Auftrittsmöglichkeiten hatten, war die ursprüngliche Programmidee, die Rückkehr zum Musizieren zu feiern. Daher trug das Konzert den Titel ,Fiesta‘ und vereinte festliche Renaissance- und Barockmusik aus Spanien, Deutschland und Italien. Die beunruhigenden Kriegs-Ereignisse der letzten Wochen haben den Fokus verschoben: Was wir daraufhin mit diesem Konzert feiern wollten, war die verbindende Kraft der Musik. 27 Teilnehmer aus 12 Ländern spielten gemeinsam und zeigten dabei, dass Musizieren über kulturelle Grenzen hinweg möglich ist. Ebenso begeistert bin ich, weil das Publikum 1.200 Euro der Diakonie-Nothilfe für die Ukraine gespendet hat.“
Zugleich handelte es sich um das Abschiedskonzert von Gebhard David. Geboren in Erlangen begann er seine musikalische Ausbildung auf der Blockflöte und der Viola da gamba. Im Alter von zwölf Jahren entdeckte David den Zink, der sein Hauptinstrument wurde, das er seit Jahren mit Ensembles für Alte Musik spielt – wie Double Bande, Hisperion XX/XXI, Il Giardino Armonico, Concerto Köln, La Petite Bande, Concerto Palatino, La Fenice und L'Arpeggiata. Mehr als 60 CD-Einspielungen bei verschiedenen Labels dokumentieren Davids bisherige Laufbahn. Seit 2009 war er Lehrer an der HfK und hat viele Studenten ausgebildet, die eine solide Karriere in der Alten Musik gefunden haben. „Gebhard David ist eine wunderbare Kombination aus erhabenem Musiker und exzellentem Pädagogen, der in der Lage ist, Schülern aller Stufen zu helfen, überzeugende und nuancierte Spieler zu werden. Wir werden ihn, sein Fachwissen und sein Engagement für seine Studenten vermissen“, so Susan Williams.
Aber was ist das, der Zink? Weil die meisten Menschen bei dem Wort eher an das Metall aus dem Periodensystem denken, beschreiben manche das Instrument als Mischung aus Trompete und Blockflöte, nennen es Grifflochhorn oder Cornett. Es zählt zur Gruppe der Blechblasinstrumente, da das Mundstück wie bei der Trompete kesselförmig ist und der Ton mit den vibrierenden Lippen des Spielers erzeugt wird.
Schon zu Urzeiten bliesen unsere Vorfahren auf Büffel-, Ziegen- oder Widderhörnern. Seit dem Mittelalter werden die konischen Blasinstrumente aus Holz nachgebaut, mit Leder umwickelt und sechs bis sieben Grifflöcher hineingebohrt, was die begrenzte Naturtonreihe stark erweitert, so dass nun bis zu drei Oktaven zu spielen sind. Fertig war der Zink. Seine Blütezeit erlebte das Instrument von der Mitte des 16. bis zum späten 17. Jahrhundert, besonders in Italien und Deutschland. Quer durch alle Gesellschaftsschichten kam es zum Einsatz, ganz gleich ob Kirchen-, Hof-, Kammer- oder Tanzmusik. In der Barockära gerieten die Zinken schließlich in Vergessenheit. Erst ab Mitte des 20. Jahrhunderts im Zuge der Wiederentdeckung Alter Musik gelang es dank Musikern wie Gebhard David, die Tradition des Zinkspiels neu zu beleben.